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Lebensraum Kläranlage

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Dem flächendeckenden Bau von leistungsfähigen Kläranlagen sowie dazugehörigen Kanalsystemen ist es zu verdanken, dass die Verschmutzung unserer hessischen Gewässer in den letzten Jahrzehnten stetig reduziert werden konnte.

Mithilfe der Kläranlagen wurden im Jahr 2009 in Hessen 95 % der organischen Stoffe (CSB) sowie ca. 87 % der Phosphor- und 80 % der Stickstofffrachten aus den kommunalen Abwässern entfernt und so von den Gewässern ferngehalten.

Neben Ihrer Hauptfunktion - der Reinigung von Abwässern - haben Kläranlagen jedoch noch weitere wichtige Funktionen, die man auf den ersten Blick so mit Sicherheit nicht vermutet und die für den normalen Betrachter zunächst verblüffend sind: Kläranlagen können ein wertvoller und wichtiger Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten sein.

Zu diesem Ergebnis kam ein vom Regierungspräsidium Gießen initiiertes Gutachten des Marburger Biologen Dr. Martin Kraft. Was macht Kläranlagen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen so attraktiv? Kläranlagen befinden sich in den Auen und an natürlichen Gewässern. Nicht selten verfügen sie über Abwasser- bzw. Schönungsteiche mit offenen Wasserflächen.

Durch diesen Nährstoffreichtum bieten sie Tieren reichlich Nahrung. Darüber hinaus sind Kläranlagen eingezäunt und meist mit einheimischen Gehölzen begrünt. Sie gewähren damit Ruhe und bieten Schutz vor Feinden - quasi eine Art Rettungsinsel für seltene Pflanzen und Tiere in unserer sonst so ausgeräumten und intensiv genutzten Kulturlandschaft.

Gemeinsam mit drei Kläranlagenbetreibern (Zweckverband Lollar-Staufenberg, Stadt Lauterbach und Knochen- und Fettunion Schwalmtal-Hopfgarten) und unterstützt durch die Umweltallianz Hessen hatte sich das Regierungspräsidium Gießen zum Ziel gesetzt, diesen theoretischen Erkenntnissen Taten folgen zu lassen.

Auf den drei Kläranlagen wurden daher u.a. folgende Maßnahmen realisiert:

  • Schaffung eines Feuchtbiotops mit flachen Uferzonen und tieferen Zentralbereichen
  • Vergrößerung und Umgestaltung eines nicht mehr benötigten Schönungsteiches
  • Anlage von Steinschüttungen an sonnenexponierten Plätzen
  • Entwicklung von Sukzessionsflächen innerhalb und ausserhalb der Kläranlagen
  • Umwandlung von pflegeaufwändigen Rasenflächen in ökologisch wertvolle Blumenwiesen

Die Ergebnisse und Erfahrungen aus diesem Projekt möchten wir Ihnen in der Broschüre "Lebensraum Kläranlage gestalten" vorstellen. Sie soll Anregung und erste Informationen geben und gleichzeitig zum Handeln motivieren.

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