Noria Mustaan (Dolmetscherin), Filiz Güler (RP), Abderrahim En-Nosse (vhs), Seval Görgülü-Ülger (RP), Waltraud Burger (vhs Amtsleitung), Christina Sarkis (vhs), Francesco Arman (Dezernent, Stadtrat; von links) freuen sich, dass das Angebot gut angenommen wird.

Regierungspräsidium Gießen

„Angebot steht allen offen“

Zertifizierte Bildungs- und Berufsberater geben Geflüchteten in der Erstaufnahmeeinrichtung Tipps zum Arbeitsmarkt in Deutschland – Kooperation mit der Volkshochschule Gießen

Gießen. Viele der Geflüchteten, die in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen leben, hoffen auf einen Neuanfang. Sie wollen die deutsche Sprache lernen und sich bereits jetzt auf eine mögliche Zukunft in Deutschland vorbereiten. Dabei spielt besonders die Frage der Erwerbstätigkeit eine Rolle. Das wissen auch die Verantwortlichen des Regierungspräsidiums Gießen und bieten daher in Kooperation mit der Volkshochschule (vhs) Gießen eine kostenlose Beratung an. Seit 2019 gibt ein Team von zertifizierten Bildungsberaterinnen und -beratern einmal pro Woche fachkundige Tipps zum Arbeitsmarkt in Deutschland. „Das Angebot steht allen offen“, sagt Bildungsberater Abderrahim En-Nosse. Es spielt weder das Herkunftsland noch das Geschlecht eine Rolle. Die Beraterinnen und Berater, die selbst verschiedene Sprachen beherrschen und in diesen auch beraten, werden von Dolmetschern unterstützt.

Wunsch: Ein sicheres Leben führen

Durch Poster auf dem Gelände der Erstaufnahmeeinrichtung, aber auch in der EAEH-App „willkommen.“ wird auf das Angebot aufmerksam gemacht. An diesem Nachmittag lassen sich zwei aus Afghanistan stammende junge Männer beraten. Einer von ihnen hat, nach eigener Auskunft, einen mit dem Abitur vergleichbaren Schulabschluss und war sieben Jahre lang als Polizist tätig, während dem zweiten Mann der Schulbesuch schlichtweg verwehrt blieb und er sich sein Leben als Taxifahrer verdingte. Unterschiedliche Schicksale, aber ein Wunsch verbindet die beiden: In Deutschland beruflich Fuß fassen und ein sicheres Leben führen. En-Nosse klärt über Gesetze auf und berät individuell zu den jeweiligen nächsten Schritten, etwa über die Anerkennung von Zeugnissen, die Kosten für Übersetzungen und das deutsche Schul- und Berufsbildungssystem. Was er jedem jedoch eindringlich rät, ist, die Zeit in der Erstaufnahmeeinrichtung zu nutzen, um in den dort angebotenen Kursen Deutsch zu lernen.

Die Ankunft in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen ist für viele Menschen ein Neuanfang. Sie haben die Aussicht auf ein besseres Leben als in ihren Herkunftsländern. Diese Hoffnung schwingt an diesem Tag beim Beratungsgespräch von Abderrahim En-Nosse sehr stark mit. „Die Menschen gehen mit so viel Hoffnung ins Gespräch“, findet auch Seval Görgülü-Ülger, stellvertretende kommissarische Leiterin des Dezernats für Integration, Sozialbetreuung und Ehrenamt beim Regierungspräsidium Gießen. Die Menschen gehen mit der Einsicht aus der Beratung, dass es zwar schwer wird, sie es aber durchaus schaffen können, in Deutschland eine neue Heimat zu finden.

Erste Orientierung

Das Projekt richtet sich exklusiv an Menschen, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Pro Jahr nehmen circa 300 Personen die offene Sprechstunde wahr. „Ich finde, dass die Beratungen eine sehr wichtige Sache sind, die mehr hervorgehoben werden sollte“, meint Francesco Arman, Bildungs- und Sozialdezernent sowie Stadtrat der Stadt Gießen. Es sei wichtig, die eigene Bildung vor weiteren Integrationsschritten in den Fokus zu nehmen, um die eigenen Erwartungen richtig einordnen zu können. Die Beratungen bieten eine erste Orientierung für einen komplett neuen Lebensabschnitt.

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Oliver Keßler

Oliver Keßler

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