Im Zuge der Arbeiten wurde eine bereits vorhandene Geländemulde vertieft und erweitert. „Rund 4.000 Kubikmeter Erde wurden abgetragen“, erzählte Jan-Hendrik Wegmann vom Dezernat Oberirdische Gewässer/Hochwasserschutz. Über die teilweise Verwertung des hochwertigen Oberbodens aus der Aue freuten sich Landwirte aus Lahnau, die ihn auf ihren Äckern verteilten. Gespeist wird die Flutmulde, wenn der Wasserstand der Lahn entsprechend hoch ist. Das Wasser bleibt dann auch in den Phasen, in denen es wieder abtrocknet, länger stehen und schafft somit weitere wichtige Habitate, sodass die Lahnaue unter anderem ein noch besseres Rastgebiet für Vögel wird. Die Flutmulde trägt außerdem dazu bei, Hochwasserereignisse zu dämpfen, indem sie bis zu 4.000 Kubikmeter Wasser aufnehmen kann. Und noch einen Vorteil gibt es jetzt, nachdem die Arbeiten an Flutmulde und Lahn abgeschlossen sind: Die Fläche wird künftig nicht mehr gemäht, sondern beweidet. „Das bedeutet, dass der Große Wiesenknopf besser wachsen und sich verbreiten kann. Er ist die Futterpflanze des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings, einer streng geschützten Schmetterlingsart, welche bereits in der Nähe gefunden wurde“, erklärte Kerstin Roth.
Zwei kleine Inseln und eine beruhigte Zone
Neben der Mulde, direkt an der Lahn, hat sich auch viel getan. An fünf Stellen wurden Steine der Uferbefestigung abgetragen. So entstanden Einkerbungen, wo das Wasser langsamer fließt, und zwei kleine Inseln. An der einen Seite der Inseln fließt das Wasser schneller vorbei, an der anderen wegen der kleinen Biegung deutlich langsamer. „Durch die Verringerung der Fließgeschwindigkeit kann sich hinter den Inseln Geschiebe ablagern, was langfristig eine Verringerung der Fließtiefe begünstigen kann“, sagte Sabrina Keuser vom Dezernat Oberirdische Gewässer/Hochwasserschutz. „Das ist zum Beispiel für Fische gut, die laichen wollen. Auch Libellen können sich hier gut fortpflanzen“, ergänzte Kerstin Roth aus dem Naturschutzdezernat. Durch die Abtragungen entstand außerdem eine beruhigte Zone, wo beispielsweise Teichhühner brüten können. Diese Initialmaßnahmen direkt an der Lahn tragen zur langfristigen Verbesserung des ökologischen Zustands dieses Lahnabschnitts bei. Sie erfüllen sowohl die Anforderungen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie als auch des Europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000.
Rund um die Flutmulde wurde bereits eingesät, den Rest übernimmt nach und nach Mutter Natur. „Das Schilf wird sich weiter ausbreiten und andere Pflanzen auch“, zeigte sich Kerstin Roth überzeugt. Damit das geschehen kann und vor allem die Tiere ihre Ruhe haben, appelliert sie, die Flächen nicht zu betreten, auf den Wegen zu bleiben und die Tiere aus der Ferne zu beobachten. Apropos Weg: Der Weg, der zur Flutmulde führt, wird noch instandgesetzt. Er wurde durch die schweren Baufahrzeuge teilweise beschädigt. Das kann allerdings erst im Frühjahr geschehen, wenn es wieder wärmer ist.