Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich überreicht Luise Böttcher aus Großen-Buseck den Hessischen Verdienstorden.

Regierungspräsidium Gießen

Ein Vorbild – besonders für Frauen

Luise Böttcher aus Buseck erhält Hessischen Verdienstorden – Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich: „Wichtige Arbeit, die Sie leisten“

Gießen/Buseck. „Das Ehrenamt macht mein Leben aus“, sagt Luise Böttcher. Seit mehr als drei Jahrzehnten engagiert sie sich für die Menschen in ihrer Heimatgemeinde Buseck und weit darüber hinaus – für Frauen und Kinder mit Migrationshintergrund, in der Kirche, in der Politik. Und damit auch immer für Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Meinungs- und Religionsfreiheit. Dass ihre Auszeichnung mit dem Hessischen Verdienstorden genau auf den Weltfrauentag fiel, war eher Zufall. Aber es war angesichts ihres besonderen Einsatzes für Frauen und ihre Rechte mehr als passend. Im Kreise von Familienmitgliedern und Weggefährtinnen überreichte ihr der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich Orden und Urkunde.

„Das ist zum einen ein Dankeschön für die wichtige Arbeit, die Sie leisten. Sie sind ein Vorbild. Zum anderen soll die Auszeichnung aber auch Motivation für andere sein, sich einzubringen. Gerade in den ländlichen Regionen brauchen wir das Ehrenamt. Es ist unbezahlbar“, betont der Regierungspräsident.

Die Liste ihrer Ehrenämter ist lang. 1993 gründete die Diplom-Psychologin in Großen-Buseck in Eigeninitiative gemeinsam mit anderen Frauen eine Gruppe für Flüchtlingskinder aus Bosnien und anderen Ländern. Im Jahr 2002 kam ein Sprachkurs für ausländische Frauen dazu, der bis heute angeboten wird. Dieser Alphabetisierungs-, Deutsch- und Integrationskurs wurde 2008 mit dem „Conny-Nix-Preis“ ausgezeichnet.

Ideen gehen ihr nie aus

Im Jahr 2005, zu diesem Zeitpunkt Mitglied im Vorstand der Evangelischen Frauenhilfe, war die vierfache Mutter mitverantwortlich für Zusammenführung der Evangelischen Frauenhilfe und der Evangelischen Frauenarbeit zum Verband Evangelische Frauen in Hessen und Nassau (EFHN). Klar, dass Luise Böttcher auch weiter Verantwortung trug – von 2005 bis 2010 als Vorstandsmitglied und dann bis 2022 als Vorsitzende. Dabei scheute sie es auch nicht, im Rahmen von gesellschaftspolitischen Stellungnahmen unerschrocken das Wort zu erheben, selbst wenn es um kontrovers diskutierte Themen wie die Streichung des Paragrafen 219a des Strafgesetzbuches ging.

1998 wurde die Buseckerin zur Dekanatsbeauftragten für Frauenarbeit im Evangelischen Dekanat Kirchberg – heute Evangelisches Dekanat Gießener Land – ernannt. Seitdem ist sie berufenes Mitglied der Synode. Zudem leitet Luise Böttcher das ökumenische Weltgebetstags-Team und unterstützt die Gemeindearbeit im Dekanat. Ob meditative Wanderungen, Themenabende oder theologische Gesprächsabende: Die Ideen gehen ihr nie aus. In der Arbeitsgruppe zur Fusion der Dekanate Kirchberg, Grünberg und Hungen zum Dekanat Gießener Land arbeitete sie ebenfalls mit.

Von 2005 bis 2018 war die Geehrte außerdem Vorstandsmitglied des Fördervereins der Evangelischen Familien-Bildungsstätte Gießen. Hier fungierte sie unter anderem als Bindeglied zwischen dem damaligen Träger, den Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau, und der Einrichtung. Als das Evangelische Dekanat Gießen die Trägerschaft übernahm, begleitete Luise Böttcher den Übergang auf vielen Ebenen. Heute ist sie die Vorsitzende des Fördervereins, weil ihr Familienbildung sehr am Herzen liegt.

Ich bin mit allen Aufgaben gewachsen.

Luise Böttcher Ehrenamtlerin mit Leib und Seele

Doch damit nicht genug. Seit 2011 bringt sie sich als Mitglied der Grünen in der Busecker Kommunalpolitik ein. Zunächst war sie in der Gemeindevertretung, gehörte erst dem Kultur-, Ehrenamts-, Sozial- und Integrationsausschuss und dann dem Haupt- und Finanzausschuss an. Seit der Kommunalwahl im vergangenen Jahr ist sie Beigeordnete im Gemeindevorstand. 2016 übernahm die 73-Jährige außerdem den Vorsitz der Busecker Grünen.

Angefangen hat damals alles mit ihrer Tätigkeit als „Bibi-Mutter“ in der Bibliothek der Integrierten Gesamtschule Busecker Tal. Zehn Jahre lang packte sie hier mit an. Eine Zeit, die sie ebenfalls in guter Erinnerung hat. „Ich bin mit allen Aufgaben gewachsen“, sagt Luise Böttcher rückblickend und gleichzeitig dankbar, dass sie stets die notwendigen Freiräume hatte. Doch alleine hätte sie das alles nicht geschafft. Daher versteht sie die Auszeichnung nicht nur als Ehrung für sich selbst, sondern für alle ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Einige von ihnen waren bei der Auszeichnung in den Räumen des Regierungspräsidiums in Gießen mit dabei, unter ihnen Angelika Thonipara. Die frühere geschäftsführende Pfarrerin des Verbandes Evangelische Frauen in Hessen und Nassau e. V. hatte Luise Böttcher für die Auszeichnung vorgeschlagen.

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Oliver Keßler

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