Gießen. Rund 1.300 Menschen leben derzeit im Standort Gießen der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen (EAEH). Egal ob jung oder alt – tagtäglich benötigt ein Teil der Bewohnerinnen und Bewohner medizinische Hilfe. Sei es wegen einer Erkältung, chronischer Erkrankungen, Verletzungen, psychischen Leiden oder gar einer Krebserkrankung. Daher gibt es auf dem Gelände eine eigene Ambulanz, die an jedem Tag der Woche geöffnet ist. Um den Patientenfluss zu entzerren und die Abläufe zu optimieren, wurden jetzt zusätzlich zu dem bereits genutzten Gebäude direkt nebenan weitere Behandlungsräume in Leichtbauweise in Betrieb genommen.
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie und eine deutlich höhere Belegung der Gießener Einrichtung mit bis zu 3.000 Menschen haben gezeigt: Es bedarf zusätzlicher Behandlungsmöglichkeiten und Warteräume. Die wurden auf rund 300 Quadratmetern geschaffen. Dabei gibt es auch einen Infektionsbereich, erkennbar an den abgehängten Decken und dem separaten Eingang. In den neuen Räumlichkeiten in Leichtbauweise werden ausschließlich einfache Krankheitsfälle behandelt und Covid-19-Abstriche genommen. Alles Weitere – dazu zählen die Behandlung von schwer Erkrankten, Babys und Kindern sowie das Planen von Facharztterminen – findet nebenan in Haus 146 statt, weil es hier unter anderem ein Labor und Ultraschallgeräte gibt. Bei Bedarf stehen sogar Zimmer mit Betten zur Verfügung. „Notfälle werden natürlich zur weiteren Behandlung in umliegende Krankenhäuser gebracht“, betont Abteilungsleiter Manfred Becker.
Immer Dolmetscherinnen und Dolmetscher greifbar
Etwa 80 Personen suchen derzeit täglich die diensthabenden Ärztinnen und Ärzte auf. „Sie an Praxen in Gießen und Umgebung zu verweisen, würde unter anderem wegen der Sprachbarrieren nicht funktionieren“, ist Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich überzeugt. Die sind in der Ambulanz – und in der EAEH überhaupt – kein Problem. Hier sind immer Dolmetscherinnen und Dolmetscher greifbar. „Die Ambulanz ist eine sehr wichtige und sinnvolle Institution“, bekräftigt Annegret Heikkinen, die stellvertretende Leiterin des Medizin-Dezernats in der Abteilung Flüchtlingsangelegenheiten, Erstaufnahmeeinrichtung und Integration. Nicht zuletzt, weil hier schnell Erkrankungen, die leicht mit Medikamenten behandelt werden können, von echten Notfällen unterschieden werden und entsprechend reagiert wird. Betrieben wird die Ambulanz gemeinsam mit einem Dienstleister, in diesem Fall den Johannitern. Neben Ärztinnen und Ärzten sind medizinische Fachangestellte sowie weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und eben Dolmetscher im Einsatz. Ihre Zahl variiert je nach Belegung der gesamten Einrichtung.