Handarbeit und Kreativität aus dem Vogelsberg (von links): Udo van der Kolk (Weberei Engelkraut), Lea Baumbach (Netzfabrik Rudolf Baumbach), Sebastian Döll (Mitarbeiter Geschwister Galfe), Frank Galfe (Inhaber Geschwister Galfe), Dr. Christoph Ullrich (Regierungspräsident), Friedhelm Walther (Schulleiter Max-Eyth-Schule Alsfeld), Stephan Hanisch (Abteilungsleiter Textiltechnik und Bekleidung Max-Eyth-Schule)

Regierungspräsidium Gießen

Regierungspräsident Ullrich besucht Modeunternehmen Galfe in Alsfeld

Geschwister Juliane und Frank Galfe setzen auf Handarbeit und lokale Lieferketten

Gießen/Alsfeld. Das konstante Surren der Nähmaschine erfüllt den Raum im Atelier der Geschwister Galfe in Alsfeld. Frank und Juliane Galfe haben im 2013 erworbenen Güterbahnhof den Hauptsitz ihres Unternehmens, das neben Verkaufs- und Produktionsräumen auch eine Event-Location für bis zu 180 Gäste bietet. Stets im Blickpunkt des Familienbetriebs steht jedoch die Mode, die in Handarbeit im Vogelsberg hergestellt wird. „Es sind die engagierten Menschen, die zeigen, dass Mittelhessen als Bildungs- und Wirtschaftsregion mehr zu bieten hat, als man manchmal glaubt“, fasst der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich seine Eindrücke nach einem Rundgang zusammen.

Handwerk kombiniert mit Kreativität und Schöpfergeist vereinten sich hier. „Mit innovativen Ideen und einem nachhaltigen Betriebskonzept hat das Handwerk in unserer Region eine gute Zukunft“, ist sich Regierungspräsident Dr. Ullrich sicher. Er informiert sich regelmäßig vor Ort im Gießener RP-Bezirk mit seinen fünf Landkreisen, zu denen der Vogelsbergkreis zählt.

Kurze Wege, lokale Strukturen

Nachhaltigkeit und lokale Wertschöpfung spielen im Konzept der Geschwister Galfe eine tragende Rolle. Kurze Verbindungswege zu den Partnerbetrieben, die stellt Frank Galfe heraus. So bezieht er Garne und Stoffe beispielsweise von der Weberei Engelkraut aus Trutzhain, kooperiert mit der Netzfabrik Rudolf Baumbach aus Lauterbach. „Einer unserer Leitsprüche ist: ‚Mode ist füreinander da und verbindet‘“, erklärt Frank Galfe. „Dies findet sich auch in unserer Firmenphilosophie wieder, indem wir auf kurze Transportwege setzen und die Rohstoffe für unsere Kleidung direkt im Vogelsberg verarbeitet und verwebt werden.“ Neben dieser Wertschöpfungskette, die auf lokale Strukturen ausgerichtet ist, fördere die Vermietung der Halle des alten Güterbahnhofes als Veranstaltungsort die örtliche Wirtschaft. Zusätzlich zu den Modeschauen werde diese für private Feiern vermietet, was den Übernachtungszahlen in den angrenzenden Hotels zugutekomme. Immer wieder gelingt es Galfe und seinem Team zudem, prominente Namen nach Alsfeld zu locken: Die Musiker Max Mutzke oder Gregor Meyle waren schon Gast, genauso wie Fernsehmoderatorin Nina Ruge. Gleichwohl verheimlicht der Boutique-Betreiber nicht, dass die Corona-Pandemie auch in seinem Unternehmen Spuren hinterlassen habe. Die Einnahmen aus Veranstaltungen waren eingebrochen. Wichtig sei gewesen, dass das komplette Team gehalten werden konnte. Nun zeichne sich bereits wieder eine Erholung ab. Die Produktion solle ausgebaut werden, mit dem Ziel sich autark von Lieferketten zu machen. „Wir entwickeln uns Schritt für Schritt weiter“, berichtet Frank Galfe.

Frank Galfe (Inhaber Geschwister Galfe/links) und Dr. Christoph Ullrich (Regierungspräsident) begutachten einen in Alsfeld gefertigten Mantel.

Doch für die Zukunft benötige sein Unternehmen weiterhin Fachkräfte. Die sind Mangelware. Bislang arbeiten Frank und Juliane Galfe eng mit der Max-Eyth-Schule (MES) in Alsfeld zusammen. Die berufliche Schule bietet eine vollschulische Ausbildung zum Maßschneider an. Schüler und Absolventen finden bei dem Alsfelder Unternehmen immer wieder Möglichkeiten für Praktika und Projektarbeiten. In der Schule entstandene Entwürfe werden mitunter sogar in der Boutique verkauft. „Wir brauchen ausgebildete Maßschneider“, verdeutlicht Galfe seine Sicht. Doch für die Schule wird es immer schwerer, die notwendigen Schülerzahlen zu erreichen. MES-Schulleiter Friedhelm Walther und Abteilungsleiter Stephan Hanisch unterstreichen die Bedeutung des Bereiches Textiltechnik und Bekleidung. „Der Bereich Textiltechnik ruft die meiste Emotion hervor, besonders die Abschluss-Modeschauen bilden einen Höhepunkt im Schuljahr“, berichtet Walther. Die Schüler stammten dabei aus dem gesamten Bundesgebiet, was wohl an dem guten Ruf liege. So empfehle beispielsweise die Modeschule München die Ausbildung zum Maßschneider an der Alsfelder MES, erläutern Walther und Hanisch. Die Absolventen hätten eine hundertprozentige Vermittlungsquote, die von kleinen Betrieben bis zu großen Modehäusern und sogar der Automobilbranche reiche.

Aber auch für die Schule sind die lokalen Netzwerke bei der Ausbildung von Bedeutung. „Hier in Mittelhessen haben wir diese Strukturen geschaffen, das ist eine unserer Stärken“, meinen die beiden Lehrer und Unternehmer Galfe unisono. Die handwerkliche Ausbildung zu stärken, sei ein Anliegen des Mode-Unternehmers sowie der Schule. Damit in Zukunft in Alsfeld weiterhin die Nähmaschinen von ausgebildetem Fachpersonal bedient werden können.

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