Gießen. Nia Künzer kennt Abschiedsrunden, wie die von der eigenen aktiven Fußballkarriere, gekrönt mit einem sensationellen Golden Goal-Kopfball zum WM-Titel vor 20 Jahren. Oder zuletzt die als TV-Expertin bei der ARD im Spätsommer. Gerade ist sie erneut dabei, sich zu verabschieden, diesmal von ihrem fast 40 Köpfe starken Team beim Regierungspräsidium (RP) Gießen im Dezernat Integration, Sozialbetreuung und Ehrenamt. Ab 1. Januar wird sie als Sportdirektorin zum Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach Frankfurt wechseln. Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich wollte sich persönlich von der Dezernatsleiterin verabschieden und machte das da, wo sich die 43-jährige Mutter zweier Kinder am wohlsten fühlt: in der Schule der Erstaufnahmeeinrichtung.
„Ich kann mich mit dem Thema zu hundert Prozent identifizieren“, sagt sie über ihre Arbeit in der Flüchtlingsaufnahme. „Beschulung ist für mich das Kernthema dieses Dezernats und es ist zugleich eines der wichtigsten Themen der Gesellschaft.“ Der Klassenraum der vierten Klasse berichtet an seinen Wänden und mehreren Tafeln davon, was hier von Montag bis Freitag stattfindet. Laminierte Zahlen, Erklärungen der Artikel „der“, „die“, „das“, eine Magnettafel, an der neben dem Wort „Schere“ eine richtige Schere zur Visualisierung hängt – hier werden die ersten schulischen Schritte in Deutschland gegangen. „Die Kinder, die hier bei uns sind, haben schon einiges verpasst und sollten keinen weiteren Tag verpassen.“