Gießen. In den Bauberufen ist das Risiko, sich bei der Arbeit zu verletzen, am höchsten. Kein Wunder, lauern doch gerade auf Baustellen etliche Gefahren. Stürze aus mehreren Metern Höhe sind keine Seltenheit – und in Mittelhessen eine häufige Ursache für schwere Arbeitsunfälle. Das zeigen die Zahlen und Erfahrungen aus dem Arbeitsschutz-Dezernat des Regierungspräsidiums Gießen. Oftmals sind die Absturzsicherungen unzureichend oder fehlen sogar gänzlich, wie die RP-Beschäftigten bei ihren Kontrollen oder nach Unfällen feststellen. „Baustellen ohne Mängel sind eine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, hier und natürlich in allen anderen Branchen immer wieder auf das Thema Arbeitsschutz hinzuweisen. Viele Unfälle könnten vermieden werden, wenn die Vorgaben eingehalten werden“, ist Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich überzeugt.
Im Aufsichtsbezirk der Gießener Behörde sind circa 430.000 Menschen in den unterschiedlichsten Arbeitsgebieten beschäftigt. Alleine im vergangenen Jahr wurden dem Regierungspräsidium mehr als 3.550 Arbeitsunfälle gemeldet. 278 davon waren so schwerwiegend oder traten auffällig gehäuft in bestimmten Bereichen auf, dass sie von den Experten vor Ort umfassend untersucht wurden.
„Die tatsächliche Anzahl der Arbeitsunfälle ist sicher höher“, vermutet Dezernatsleiterin Dr. Hilde Weigand. Denn die Betriebe melden entsprechende Vorfälle den Unfallversicherungsträgern, aber nicht automatisch auch der Behörde. Fest steht jedoch: In allen der mehr als 3.550 gemeldeten Fälle gab es Verletzte, die mehr als drei Tage arbeitsunfähig waren. In vier Fällen endete das Ganze sogar tödlich. Nach den Untersuchungen der Unfallversicherungsträger sind die häufigsten Ursachen bei den schweren Unfällen: Die Beschäftigten stürzen ab, stolpern oder rutschen aus. Hinzu kommt die falsche Handhabung von Maschinen – insbesondere bei der Beseitigung von Störungen, bei Wartung, Reparatur und Reinigung. Unfälle mit Fahrzeugen treten ebenfalls häufiger auf.