Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich (3.v.l.) besucht die Roka Werk GmbH in Merenberg. Dabei wird er über das Unternehmen von (v.l.) Armin Heun, Volker Beck, Michael Beck, Thorsten Burggraf und Bernd Streng informiert. Sie stehen vor einem Imbisswagen.

Regierungspräsidium Gießen

Amerikanische und kulinarische Träume

Roka Werk GmbH in Merenberg (Kreis Limburg-Weilburg) mit mobiler Gastronomie und edlen Wohnwagen

Gießen. Spannende Unternehmen und Projekte besuchen: das ist das Ziel der Sommertour von Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich. Aktuell informiert er sich in den fünf mittelhessischen Landkreisen dort, wo Wirtschaft und Wissenschaft Zuhause sind. Station macht RP Ullrich diesmal bei der Roka Werk GmbH in Merenberg (Kreis Limburg-Weilburg) und trifft auf Appetitmacher im besten Sinne. „Die Wirtschafts- und Wissenschaftsregion ist schon etwas Besonderes, mitten in Deutschland mit vielen Weltmarktführern auf ihrem Gebiet“, sagt er zu Beginn des Besuchs.

Der Showroom der Roka Werk GmbH ist kein Raum, eher eine Schauhalle. Auf der einen Seite stehen die Modelle des US-Herstellers Airstream aus Ohio mit seinen silbrig glänzenden Wohnwagen, den das Unternehmen lizensiert verkauft. Die andere Hälfte ist ein Best-of von dem, was Menschen beim Ausgehen lieben, wenn der Hunger kommt und um das sich heute alles dreht: vom Foodtruck über Imbissanhänger bis zur Eventtheke. „Zu unseren Kunden gehören große Namen, die alle kennen“, berichtet Geschäftsführer Armin Heun. Tatsächlich ist die Liste bekannter Marken lang, die sich ein individuelles Konzept für eine mobiles Gastronomie entwickeln und produzieren lassen: von der italienischen Kaffeedynastie über den amerikanischen Fastfoodgiganten und einen französischen Champagnerproduzenten bis zum schwedischen Einrichtungshaus.

„Jeder Auftrag ist immer ein Einzelmodell“

Genauso gibt es aber auch Enthusiasten, die sich ihren Traum vom eigenen Foodtruck erfüllen: „Das sind die Leute, die sagen dann nicht, ich habe meinen Wagen von Roka, sondern: ich habe einen Roka“, erläutert Armin Heun den Stellenwert der eigenen Marke im Premiumsegment. „Jeder Auftrag ist immer ein Einzelmodell.“ Das auch sofort einsatzbereit ist, wie der geschäftsführende Gesellschafter Volker Beck ergänzt. Denn theoretisch könnte der neue Eigentümer aus der Produktionshalle direkt auf das erste Foodtruck-Festival fahren: „Wenn gewünscht, drucken wir auch noch die Preisliste aus und klemmen sie an den Aufsteller.“

Als das Unternehmen vor fast genau 60 Jahre startete, hätte niemand gedacht, „dass wir einmal Küchen installieren, die täglich ein Erdbeben aushalten können müssen“ (Armin Heun), sprich: die starken Erschütterungen ausgesetzt sind. In den ersten drei Jahrzehnten drehte sich bei Roka alles um die Produktion von Küchengeräten wie Friteusen oder Bratplatten bis hin zur Ausstattung von Großküchen. „Vor 30 Jahren dann wurde das Ganze dann ziemlich mobil.“ Gastromobile Systeme heißt das hier. Von der kleinen, aufklappbaren Theke bis zur 180 Quadratmeter Gastronomie in zusammengekoppelten Überseecontainern, wie im Fall vom Zoo Neuwied – inklusive Dachterrasse. „Wir machen alles, was an den Haken genommen werden kann.“ In der Bilanz heißt das: 20 Millionen Euro Umsatz jährlich mit bis zu 150 Einheiten, die die Produktionshalle verlassen.

Die 2018 eröffnete Ursula Beck-Halle befindet sich nur wenige hundert Meter entfernt. Dort hat der Gießener Gast die Gelegenheit zuzusehen, wie die Produkte fertiggestellt werden. „Anhänger sind der größte Teil unserer Fahrzeuge“, berichtet Armin Heun. Jeder einzelne ist ein Unikat, von der Hülle über das im Werk eigens gefertigte Edelstahl-Interieur und die Ausstattung bis zur Holztheke, die der Schreiner aus der Nachbarschaft fertigt.

Vom Roadrunner zum rollenden Leuchtturm

Roadrunner heißt das Modell, mit dem der Erfolg Fahrt aufnahm. Zur Fußball-WM 2006 bestellte ein Softdrinkhersteller gleich 35 Stück. Der Wagen selbst hebt sich mit seinen gerundeten Ecken von den klassischen Frittenbuden ab und wird auch heute noch wie im Bootsbau von Hand im Zweigwerk in Ungarn aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Hier in Merenberg erfolgt dann der Ausbau. 450 Arbeitsstunden für die Hülle und bis zu 400 weitere für den Ausbau stecken in dem Endprodukt.

Es gibt viele andere Anhängermodelle, vom Überseecontainer auf Rädern bis zum rollenden weiß-roten Eisdielen-Leuchtturm – inklusive drehendem Licht. Und andere wollen einen Airstream als Hingucker haben. „Wir sind das einzig lizensierte Ausbauunternehmen europaweit, dass das machen darf“, sagt Armin Heun stolz. Überhaupt sind die Airstream-Wohnwagen seine Leidenschaft, aber das wäre ein Thema für einen zweiten RP-Besuch.

Ab 2017 rollte dann die Foodtruckwelle, die als Trend mittlerweile dem Anhänger starke Konkurrenz macht. Armin Heun dazu: „Die Leute denken, das ist einfacher zu fahren als ein Gespann.“ Gerade jüngere Kunden oder deren Mitarbeiter könnten mit ihrem Führerschein nur begrenzt Gewicht fahren: „3,5 Tonnen ist das Maß aller Dinge. Das ist dann nicht ganz einfach, das Equipment einzubauen und dabei das zulässige Gewicht einzuhalten.“

Mit der Corona-Pandemie kam im März 2020 zunächst ein Luftanhalten, wie sich der geschäftsführende Gesellschafter Volker Beck erinnert, als draußen das neue drinnen war. „Es gab bei uns eine kurze Angstphase, dann ging es aber richtig ab.“ Die Verkaufszahlen explodierten. „Roka hat von Corona profitiert“, ergänzt Gesellschafter Michael Beck.

Es herrscht mittlerweile zwar ein hoher Konkurrenzdruck aus Fernost. „Wir haben den großen Vorteil, dass hier alles aus einer Hand kommt“, sagt Betriebsleiter Thorsten Burggraf. Erfahrung, Zuverlässigkeit und höchste Ansprüche an das eigene Produkt zahlten sich aus. „Und“, Thorsten Burggraf stoppt kurz, um ein Ausrufezeichen zu setzen, „wir haben ein so tolles Personal.“ Er selbst ist 39 Jahre dabei, sein Gegenüber, Prokurist Bernd Streng, ist sogar schon über 58 Jahre im Dienst der Roka Werke. „Es ist toll zu sehen, dass wir jedes Jahr drei Azubis ausbilden und dass die meisten dann bei uns bleiben.“

Dr. Christoph Ullrich zeigte sich beeindruckt von der Leistungsfähigkeit und Flexibilität des Unternehmens, für fast jeden noch so individuellen Kundenwunsch eine Antwort zu finden. „Dieses Werk ist ein perfektes Beispiel dafür zu zeigen: Mittelhessen hat viel zu bieten.“ Leider sei das vielen Menschen in und außerhalb unserer Region noch nicht so bewusst. Darauf möchte er deshalb noch stärker den Fokus richten. „Es gilt, selbstbewusst für Mittelhessen zu werben, auf die starke Wirtschaftskraft und vor allem auf die vielen beruflichen Möglichkeiten für Fachkräfte hinzuweisen, und damit meine ich nicht nur mich, sondern alle, denen ihre Region am Herzen liege“, betont der Gießener Regierungspräsident. 

Pressekontakt

Die Pressestelle des RP Gießen ist für Sie da.

Oliver Keßler

Oliver Keßler

Pressesprecher

Regierungspräsidium Gießen

Fax

0641 303 2008

Regierungspräsidium Gießen
Landgraf-Philipp-Platz 1-7
35390 Gießen

Schlagworte zum Thema