Ein Mann und sechs weitere Personen stehen auf einem Feld, der Mann informiert die anderen über Miscanthus.

Regierungspräsidium Gießen

Einmal anpflanzen, danach immer ernten: Die Antwort auf viele Fragen der Zukunft?

Regierungspräsident Ullrich informiert sich in Limburg-Ahlbach über Projekt zu Miscanthus-Streifenanbau der Justus-Liebig-Universität Gießen

Gießen/Limburg-Ahlbach. Es kann als nachwachsender Lieferant von Biomasse, Brenn- und Baustoff oder Einstreu in der Tierhaltung verwendet werden. Gemeint sind Miscanthus-Pflanzen, auch Elefantengras genannt. Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich informierte sich in Limburg-Ahlbach über ein Projekt des Europäischen Innovationspartnerschaft „Landwirtschaftliche Produktivität und Nachhaltigkeit“ (EIP-Agri). In Hessen ist das Regierungspräsidium Gießen die zuständige Bewilligungsstelle für EIP-Agri, etliche Vorhaben wurden bereits gefördert.

Möglichst naturverträglich und klimaneutral

Das Miscanthus-Projekt untersucht dessen Anbau und Verwertung in der heimischen Landwirtschaft. Prof. Dr. John Clifton-Brown von der Professur für Nachwachsende Rohstoffe und Bioressourcen an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) erläuterte die Pflanzung von mehrjährigen Miscanthus-Streifen auf den Ackerflächen von Anja und Alexander Schmitt vom Hof Niederfeld in Limburg-Ahlbach. Durch den immer größer werdenden Wettbewerb um Anbauflächen und den anhaltenden Klimawandel wird es immer notwendiger, die Landnutzungsformen und die Produktionsprozesse flächeneffi­zient, möglichst naturverträglich und klimaneutral zu gestalten. Eine mögliche Lösung kann der Streifenanbau sein, also der gleichzeitige Anbau von mehreren Kulturen auf demselben Schlag in wechselnden Streifen. Das heißt konkret, im Rahmen des JLU-Projekts werden neben den herkömmlichen Früchten Miscanthus-Pflanzen angebaut.

Auf dem Versuchsfeld der Familie Schmitt, Hof Niederfeld in Limburg-Ahlbach, wurden Miscanthus-Streifen angelegt.

Das sogenannte Elefantengras ist ein mehrjähriges, immergrünes und büscheliges Gewächs und gehört zur Familie der Süßgräser. Der wirtschaftliche Vorteil von Miscanthus ist sein hoher Biomasseertrag, der ähnlich dem von Mais oder Zuckerrohr ist. Zudem führt der Miscanthus-Anbau zu einer Anreicherung von Kohlenstoff im Boden und einer langfristigen Bodenverbesserung. Das Gewächs muss nur einmal angepflanzt werden, benötigt kaum Düngemittel noch Pflanzenschutzmittel und kann nach einer zwei- bis dreijährigen Etablierungsphase über Jahrzehnte geerntet werden. Ein weiterer Vorteil: Die Pflanze übersteht wegen ihrer hohen Wassernutzungseffizienz selbst schwerste Dürreperioden und schützt Ackerflächen im Zuge von Starkregenphänomenen vor Erosion.

Das Projekt der JLU wurde im Frühjahr gestartet und läuft nun drei Jahre bis September 2027. In diesem Zeitraum sollen der Anbau der Pflanze, deren Auswirkung auf die Ackerböden in Bezug auf Bodenerosion und -struktur, Kohlenstoff- und Stickstoffgehalt sowie die Auswirkungen auf die Biodiversität untersucht werden. Außerdem sollen potenzielle Absatzmärkte für innovative, langlebige Miscanthus-Produkte untersucht und erschlossen werden. „Die hochklassige Forschungslandschaft in Mittelhessen ist ein wichtiger Faktor für unsere Wirtschafts- und Bildungsregion. Drei Hochschulen mit ungefähr 65.000 Studentinnen und Studenten sind ein gutes Fundament für einen innovativen Mittelstand mit einer hohen Anzahl an Patententwicklungen“, so Dr. Ullrich. Das Miscanthus-Projekt sei hierfür ein Paradebeispiel, da hier Forschung und gleichzeitig auch deren wirtschaftliche Verwertung der Pflanze im Mittelpunkt der Untersuchung stehe.

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