Gießen. Biber sind eifrige Nager. In ein bis zwei Stunden können sie kleine Bäume fällen, in einer Nacht sogar dicke Stämme durchnagen. Und die Tiere sind geschickte und fleißige Baumeister. Haben sie „ihr“ Revier in einem Gewässer gefunden, wird dieses „wohnlich“ eingerichtet. Hierzu gehört je nach Gewässertyp ein Bau oder eine Burg. Darüber hinaus werden in den kleineren Bächen Dämme gebaut, die das Wasser stauen. So werden die Wohnungen geschützt und die schwimmbegeisterten Tiere können sich problemlos fortbewegen. Durch diese Lebensweise gelingt es dem Biber in kürzester Zeit, seine Lebensräume neu zu gestalten und enge Gewässerläufe zu renaturieren. Was den Biber und Umweltschützer freut, sorgt allerdings mancherorts für Ärger, wenn zum Beispiel Felder überflutet werden oder das Wasser für einen Rückstau in der Kanalisation sorgt. „Der Biber wird natürlich nicht von allen gern gesehen, aber er bringt viel Wertvolles mit und wird sich weiter etablieren“, sagt Sebastian Weller. Er ist Bibermanager beim Regierungspräsidium Gießen und hat als solcher einen Blick auf die inzwischen rund 140 Biberreviere in Mittelhessen. Neben dem Regierungspräsidium Gießen ist auch HessenForst mit seinen Forstämtern in dieses hauptamtliche Management eingebunden. Das ist viel Arbeit – daher sucht das amtliche Management weitere Menschen, die ehrenamtlich helfen.
Weller und die Kollegen und Kolleginnen von HessenForst sind viel unterwegs, insbesondere im Kreis Gießen und im Vogelsbergkreis. Allein im Vogelsberg gibt es mehr als 80 Biberreviere. Hinzu kommen rund 40 im Landkreis Gießen, acht im Lahn-Dill-Kreis, sieben im Landkreis Marburg-Biedenkopf und eines im Landkreis Limburg-Weilburg. „Es werden natürlich auch immer mehr“, berichtet Weller. Genau deswegen sucht er Menschen aus den fünf Landkreisen, die oft an Gewässern unterwegs sind und merken, wenn an diesen ein Biber am Werk ist. Angenagte oder gefällte Bäume, eine Burg, ein Damm aus Ästen, der quer durch den Bach geht – all das sind typische Anzeichen, dass die streng geschützte Art hier aktiv ist. Je früher die Tiere entdeckt werden, desto besser kann das Management laufen. Werden Konflikte frühzeitig erkannt, können diese bereits vor dem Eintritt größerer Probleme gelöst und angegangen werden, ist Weller überzeugt.