Nahaufnahme eines Apfelbaums mit Raupen der Gespinstmotte

Regierungspräsidium Gießen

Jetzt beginnt der optimale Bekämpfungszeitraum

Schädlingsdruck auch in diesem Jahr je nach Lage moderat bis hoch – Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums Gießen und Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen informieren

Gießen. Wer einen Apfelbaum im Garten hat oder eine Streuobstwiese sein Eigen nennt, kennt das: Sind ab Mai Gespinste mit wimmelnden Raupen darin, ist klar, dass die Apfelbaumgespinstmotte wieder am Werk ist. Durch den teilweise sehr starken Fraß der Blätter werden die Bäume besonders bei höherem Druck in mehreren aufeinanderfolgenden Jahren sichtlich geschwächt. Doch so weit muss es nicht kommen. „Die kleinen Raupen haben aktuell ihre Blattminen verlassen und beginnen nun mit ihrem Blattfraß. Dabei bilden sie nach und nach die charakteristischen Gespinste aus. Daher steht nun der optimale Zeitraum bevor, die Raupen dieses Kleinschmetterlings mit zugelassenen nützlingsschonenden Pflanzenschutzmitteln zu bekämpfen“, sagt Tobias Storch, Pflanzenschutzberater beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH).

Der kleine Schädling tritt in Hessen seit einigen Jahren in bekämpfungswürdigem Umfang auf, berichtet Michael Fischbach vom Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums Gießen. Vor allem im Streuobstanbau und in Kleingärten tritt die Gespinstmotte in manchen Jahren massiv in Erscheinung. „Für den Erwerbsobstbau stellt der Kleinschmetterling keine Probleme dar, weil er bei Standardbehandlungen zum Beispiel gegen Frostspanner und Blattläuse quasi nebenbei mit bekämpft wird“, weiß Michael Fischbach.

 

Die noch sehr kleinen Räupchen brechen aus den Blattminen heraus und beginnen sich bald einzuspinnen.

Wenn die Raupen die schützenden Blätter verlassen und zur Triebspitze wandern, ist der Zeitpunkt für eine Bekämpfung optimal. Denn hat der zukünftige Kleinschmetterling einmal begonnen, ein Gespinst zu weben, wird es schwierig. „Das Gespinst dient den heranwachsenden Larven als Schutz“, sagt Michael Fischbach. „Werden die Gespinste größer und dichter, sind Pflanzenschutzmittel nutzlos. Das Netz schirmt die Apfelbaumgespinstmotte quasi ab. Dann besteht nur noch die Möglichkeit, Nester mit der Schere herauszuschneiden und aus dem Bestand zu entfernen“, ergänzt Tobias Storch. Kleinere Mengen Schnittgut können über die Biotonne entsorgt werden.

Für den Haus- und Kleingarten können zur Behandlung Pflanzenschutzmittel mit dem biologischen Wirkstoff Bacillus thuringiensis eingesetzt werden. Im Handel sind hier zum Beispiel die Mittel XenTari und Dipel ES in Kleinpackungen erhältlich, lautet der Hinweis der beiden Experten.

Anhand der Witterung und regelmäßigen Beobachtungen der Lage in den Beständen kann für die verschiedenen Regionen Hessens der optimale Bekämpfungszeitraum für diesen Schädling bestimmt werden: Für Südhessen, den Raum Frankfurt, den Main-Taunus-Kreis, den Main-Kinzig-Kreis und die südliche Wetterau wird die Behandlung ab dem kommenden Wochenende empfohlen. Für Mittel- und Nordhessen schließt sich der empfohlene Bekämpfungszeitraum dementsprechend ab Mitte/Ende nächster Woche an. „In allen Gebieten sehen wir etwa acht Tage lang als günstige Behandlungsphase an“, sagt Michael Fischbach.

 

Apfelbaumgespinstmotten, die mit der Bildung ihrer Gespinste beginnen

Das Mittel muss auf das trockene Blatt aufgetragen werden. Danach darf es mindestens zwei Stunden und idealerweise auch an den darauffolgenden Tagen nicht regnen, damit der Spritzbelag ausreichend trocknen und wirken kann. Da der Wirkstoff lichtempfindlich ist, sollte er nicht bei direkter Sonneneinstrahlung verwendet werden. Außerdem sollte die Außentemperatur am Tag der Behandlung und an den darauffolgenden Tagen bei mindestens 15 Grad Celsius liegen, damit die Behandlung von Erfolg gekrönt ist. Nur ab einer gewissen Temperatur (> 18 Grad Celsius) fressen die Raupen und nehmen so den Wirkstoff auf.

Im Übrigen werden Gespinste nicht nur an Apfelbäumen, sondern später auch an anderen Gehölzen auffällig, beispielsweise am Pfaffenhütchen, Weißdorn, der Traubenkirsche oder der Kriechmispel. Hierbei handelt es sich auch um gespinstbildende Falter, jedoch nicht um die Apfelbaumgespinstmotte, so der Hinweis von Tobias Storch. 

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