Gießen. Oft sind Kartoffeln aus dem Supermarkt nicht ganz sauber und Erde haftet noch an den Knollen. Das Problem hierbei: Die Kartoffeln, im Handel besonders von Dezember bis Mai, kommen oft aus Übersee und können gefährliche Krankheiten und Schädlinge in die Europäische Union einschleppen. Das Regierungspräsidium Gießen hat hessenweit die Aufgabe, dies zu kontrollieren. Das geschieht angesichts der Fülle der Lieferungen stichprobenartig in den Abpackbetrieben. Grundsätzlich rät der Pflanzenschutzdienst des Regierungspräsidiums besonders Kleingärtnern daher, keine Kartoffeln aus dem Supermarkt als Pflanzgut zu verwenden.
Kartoffelzystennematoden – es ist eine lange Bezeichnung für einen meist unter einem Millimeter langen Fadenwurm, der im Erdboden lebt und für Menschen unbedenklich ist. In der Vergangenheit hatten Mitarbeiter des Pflanzenschutzdienstes bereits Zysten von weißer und goldener Kartoffelzystennematode in Abpackbetrieben gefunden. „Von diesen Quarantäneschädlingen geht ein erhebliches Risiko aus, da die Nematoden zu den bedeutendsten Schädlingen an der Kartoffel zählen“, berichtet Dr. Christian Hillnhütter, Leiter des Dezernats Pflanzenschutzdienst. Sie verursachen anfangs weder auffällige Schadsymptome, noch sind sie direkt sichtbar. „Daher können sich die Nematoden viele Jahre unbemerkt vermehren und verbreiten“, erläutert der Experte. Später können dann enorme Ertragsverluste entstehen. Besonders problematisch: „Zysten mit Eiern der Nematoden können 15 bis 20 Jahre im Boden überdauern und beim Wiederanbau von Kartoffeln aktiv werden.“
Gefahr der Verbreitung weiter hoch
Dadurch ist die Nematode nicht nur eine Gefahr für landwirtschaftliche Betriebe, sondern auch für Kleingärtner. Auch wenn es bei den Kontrollen dieses Jahr bislang keinen Grund zur Sorge gab: Die Gefahr der Verbreitung der Kartoffelzystennematoden durch anhaftende Erde oder an Gartenwerkzeug wird vom Pflanzenschutzdienst Hessen nach wie vor als sehr hoch angesehen. „Deshalb warnen wir dringend davor, Speisekartoffeln als Pflanzgut zu verwenden“, sagt Hillnhütter. Zertifiziertes Pflanzgut sei hingegen frei von Krankheiten und Schädlingen und speziell für diesen Zweck angebaut und untersucht worden. „Zu erkennen ist das zertifizierte Pflanzgut an einer blauen Banderole“, sagt der Dezernatsleiter.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch sein Hinweis, dass Kartoffelschalen nicht auf dem heimischen Kompost, sondern in der Biotonne entsorgt werden sollten. „Organische Abfälle, die in der Biotonne landen, werden in der Regel professionell kompostiert, also Temperaturen von über 60 Grad Celsius ausgesetzt. Dadurch werden die Nematoden und Zysten abgetötet“, erklärt Dr. Christian Hillnhütter.
Interessierte können sich bei Rückfragen per E-Mail an die RP-Fachleuchte ( psd-pflanzengesundheit@rpgi.hessen.de) wenden.