Gießen. Das Gebäude am Ortsausgang auf der Anhöhe von Herbstein ist unauffällig, vom farbigen Eingang einmal abgesehen. Unauffällig ist drinnen aber nichts mehr. Das Unternehmen Narz Systems GmbH & Co. KG ist ein Bigplayer in seiner Branche. Von hier aus werden rund 130 Ver- und Entsorger der Energie- und Wasserwirtschaft betreut „mit Komplettanlagen aus einer Hand, vom messenden Sensor bis zur IT-Cloud“, wie Geschäftsführer Sebastian Narz sagt. Seit sein Vater das familiengeführte Unternehmen als Elektroanlagenbauer im Gewerbegebiet vor 28 Jahren gegründet hatte, ist nicht nur der Nachname zur Marke geworden, auch die Produkte haben sich ausgeweitet. Bis hin zur selbst programmierten Software. Genau solche Unternehmen besucht Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich, um zu verdeutlichen: Es gibt so viel Innovation und Expertise in Mittelhessen, wir reden nur zu wenig darüber. Der Stopp fand während der Städte- und Gemeindebereisung statt, die diesmal nach Herbstein führte.
„Unsere Anlagen sind Unikate, da gibt es keine Blaupause, deshalb sind sie auch sehr aufwändig“, berichtet Sebastian Narz beim Rundgang durch die Produktionshalle. Da wird parallel an gleich mehreren Schaltschränken gearbeitet. Hunderte dünne Kabel sind bereits platziert, aus denen nur Fachleute ein System erkennen können. Viele weitere werden folgen. Am Ende steuert ein solcher Schaltschrank zum Beispiel die Fördermenge eines Tiefbrunnens, die Arbeit einer kompletten Kläranlage oder alles, was es rund um sämtliche Energieträger zu regeln gibt: von der Erzeugung, Verteilung bis zur Nutzung. Unterm Strich betrifft das Lebensbereiche, deren Bedeutung vor allem dann bewusst wird, wenn sie ausfallen. Noch ein Wort zu den Schaltschränken: „Wir machen den Umbau dann vor Ort bei laufendem Betrieb meist an einem Tag.“ Das sei der akribischen Vorarbeit geschuldet. „Damit das überhaupt funktioniert, absolvieren wir hier bei uns in Herbstein einen kompletten technischen Test der Anlage.“
Rund-um-die-Uhr-Service bei Störungen
Rund drei Viertel der Kunden stammen aus dem öffentlichen Sektor mit vielen Projekten bei Stadtwerken und Kommunen. Weitere Branchen sind: Industrie und Produktion sowie die Gebäudeautomation. Die Kunden befinden sich überwiegend im Umkreis von 150 Kilometer, um den Rund-um-die-Uhr-Service bei Störungen garantieren zu können, „etwa bei einem Überspannungsschaden durch einen Blitzeinschlag, wenn Zeit ein Faktor ist“, erklärt Sebastian Narz. Aber auch prestigeträchtige Großprojekte wie der Infrastrukturbau in der Hamburger Hafen-City oder das Grundwassermonitoring für den A7-Tunnel Altona gehören dazu. Ein Höhepunkt war die Überwachung der Wasserverrsorgung bei den G7-Gipfeln 2015 sowie vor drei Jahren auf dem bayrischen Schloss Elmau.