Gießen/Langgöns. „Präzision für die Zukunft“, so lautet das Selbstverständnis des Langgönser Feinmechanik-Unternehmens Christ Industries. Und genau das merken die Besucher rund um Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich und Bürgermeister Marius Reusch in jedem Moment, wenn Inhaber und Geschäftsführer Andreas Christ von Spindel-Systemen, Baugruppen und Fertigungsteilen spricht. Im Rahmen seiner regelmäßigen Besuche der Städte und Gemeinden des Regierungsbezirks kommt der Regierungspräsident nicht nur ins Gespräch mit Bürgermeistern und örtlichen Mandatsträgern. Oft ist er dabei auch auf der Suche nach den verborgenen Perlen unserer Region – nach den Hidden Champions. „Unsere Bildungs- und Wirtschaftsregion lebt von innovativen und leistungsfähigen Unternehmen. Nur kennen wir sie oft nicht. Oder wir reden vor Ort nicht darüber. Das muss sich ändern“, sagt Regierungspräsident Ullrich während des Rundgangs in dem Unternehmen.
„Christ Industries ist für uns in Langgöns ein ganz wichtiges Unternehmen. Die ganze Familie ist verwurzelt am Standort, eine Firma in dritter Generation familiengeführt“, betont Bürgermeister Reusch bereits zur Begrüßung. „Hier herrscht jeden Tag Präzisionsleistung. Viele Kunden sitzen hier in der Region und gemeinsam entsteht so absolute Spitzentechnologie.“ Was 1964 mit der Gründung durch Karl-Ludwig Christ als klassischer Hersteller feinmechanischer Komponenten begann, hat sich über die Jahrzehnte weiterentwickelt zu einem modernen Unternehmen mit ganzheitlichem Ansatz. Denn mittlerweile entstehen hier mittels flächendeckend genutzter CNC-Fertigung nicht nur Dreh- und Frästeile, sondern auch ganze Baugruppen, hochwertige Motorspindel-Systeme bis hin zu High-Purity-Bauteilen, also hochreinen Produkten, für die Nutzung in der Halbleiterindustrie.
70 Beschäftigte, darunter elf Auszubildende
„Das war ein Prozess über eineinhalb Jahre, um so saubere, kleine und gleichzeitig präzise Teile herzustellen, dass sie Einsatz in der zukunftsweisenden Halbleiterindustrie finden können“, erläutert Andreas Christ, Firmeninhaber in zweiter Generation. Diese Präzision ist aber bereits vorher stets ein Markenzeichen gewesen, finden die Produkte doch Einsatz in vielen der regionalen Industrieclustern, egal ob in der Optik oder der Medizintechnik. Daneben gibt es aber auch noch zahlreiche nationale und internationale Kunden, weshalb die Akteure auch stets die internationale Politik im Blick behalten müssen. Um hier international wettbewerbs- und handlungsfähig zu bleiben, ist Innovation und Präzision unerlässlich.
Christ Industries ist in den verschiedensten Branchen bekannt für hochpräzise Sphärometer, Spannzangen, Zentrierglocken, Haltevorrichtungen für Rohlinge bei Bearbeitungsmaschinen z. B. zur Brillenherstellung sowie die wartungsfreien Motorspindeln, also die Antriebsstücke in Werkzeugmaschinen. Hier reicht die Wertschöpfung von der Konstruktion über die Produktion bis hin zur Qualitätssicherung. Daneben bietet das Unternehmen aber auch ein umfassendes Serviceangebot mit Reparaturdienst.
Alleine in Langgöns beschäftigt Andreas Christ 70 Menschen, wovon elf Auszubildende in den Berufen Zerspanungsmechaniker, Industriekaufleute und -mechaniker sind. Dass in der regionalen Ausbildung die Zukunft der Unternehmensentwicklung steckt, ist er sich sicher. Nicht nur, dass mit seinem Sohn Jonas mittlerweile die dritte Generation im Unternehmen tätig ist, auch erlebt er durch die jungen Menschen immer wieder eine Inspiration zur Weiterentwicklung der Produkte, der Anwendungsfelder und der Herstellungsverfahren. Für Andreas Christ ist es daher nur folgerichtig, dass er sich bei der Fachkräftegewinnung seit der Gründung vor drei Jahren aktiv am Jobday Langgöns beteiligt. Dabei geht es darum, eine Brücke zwischen Schulen und Wirtschaft zu bauen und so jungen Menschen frühzeitig Einblicke in Karrierewege in der Region zu bieten.
Genau diese Initiativen sind es, die der Gießener Regierungspräsident sich von einer selbstbewussten Region wünscht. „Bis heute habe ich nicht gewusst, dass es hier in Langgöns eine solche Firma wie Christ Industries gibt. In unserer Region gibt es ein Potenzial an talentierten Nachwuchskräften, die wir fördern müssen: in den Betrieben und in den Hochschulen“, ist sich RP Ullrich sicher. „Wir müssen lernen, uns in Mittelhessen stärker zu vernetzen und wahrnehmbar als Lobbyisten unserer Heimat zu fungieren. Diese Präzision, wie sie hier im Unternehmen umgesetzt werden kann, strahlt nicht nur auf technikbegeisterte Menschen eine ungeheure Anziehungskraft aus.“ Als der Regierungspräsident sagt, dass der Begriff haargenau bei Christ sicher als Beleidigung zu verstehen wäre, ergänzt Christs Mitarbeiter Matthias Seip dann noch abschließend: „Und durchs Haar machen wir noch Löcher und bauen ein Gewinde drum.“