Wiesbaden. Das Atomkraftwerk in Biblis, die Staumauer des Edersees und das Steinkohlekraftwerk Staudinger: Was haben diese Orte gemeinsam? Im Zuge des Technischen Umweltreferendariats besuchten die Referendarinnen und Referendare der drei hessischen Regierungspräsidien Darmstadt, Gießen und Kassel diese und weitere Ziele in Hessen und ganz Deutschland. Auch Fragen, wie Papier und Glas hergestellt oder Eisen gegossen wird, gingen die hessischen Umweltreferendarinnen und Umweltreferendare bei Unternehmensbesichtigungen auf den Grund.
Staumauer-Besichtigung ein Höhepunkt
Die jährlichen Exkursionen bieten eine außergewöhnliche Gelegenheit, Produktionstechnologien aus erster Hand zu erleben. Durch den direkten Kontakt mit den Verantwortlichen vor Ort erhalten die Referendarinnen und Referendare wertvolle Einblicke in die Funktionsweise und die Herausforderungen der jeweiligen Technologien, besonders im Hinblick auf den Immissions- und Klimaschutz sowie die Wasser- und die Kreislaufwirtschaft. Dies ermöglicht ihnen, ihr theoretisches Wissen zu vertiefen und praktische Erfahrungen zu sammeln.
Ein Höhepunkt der Exkursionen in diesem Jahr war die Besichtigung der Staumauer des Edersees, die den Teilnehmenden bisher unbekannte Perspektiven und faszinierende Einblicke vermittelte. Von der Krone bis zur Sohle wurden die Stollen in der Mauer erkundet – eine Atmosphäre ähnlich einem Bergwerk. Die Staumauer erfüllt wichtige Funktionen für den Hochwasserschutz, die Sicherung der Schiffbarkeit der Weser und die Energiegewinnung aus Wasserkraft.
Am selben Tag ging es noch in das Pumpspeicherkraftwerk Waldeck der Uniper Kraftwerke GmbH in Edertal. Hier wurde den Referendarinnen und Referendaren das Tor zur Kaverne geöffnet, bei der es sich um einen unterirdischen, künstlich erstellten Hohlraum handelt, der selbst dem Wiener Stephansdom Platz bieten würde. Dabei konnte die beeindruckende Kraftwerkstechnik aus nächster Nähe bestaunt werden: Turbinen, Pumpen, Rohre und Ventile in ungeahnten Dimensionen. Die Expertinnen und Experten vor Ort standen für Informationen und Fragen zur Verfügung.
Hintergrund: Referendariat in der Fachrichtung Technischer Umweltschutz (Umweltreferendariat)
Das Umweltreferendariat ist ein zweijähriger Vorbereitungsdienst für die Laufbahn des Höheren Technischen Dienstes. Es bietet Absolventinnen und Absolventen mit wissenschaftlich-technischem Hintergrund die Möglichkeit, ihr Fachwissen im Bereich Umweltschutz anzuwenden und weiterzuentwickeln. Während dieser Zeit werden die Referendarinnen und Referendare von erfahrenen Fachkräften betreut und erhalten eine fundierte Ausbildung in den verschiedenen Bereichen der Umweltbehörden. Ziel des Referendariats ist es, technisches Wissen aus dem Studium um verwaltungs- und umweltrechtliche Kenntnisse sowie um Führungskompetenzen zu erweitern und sich bestmöglich auf die Tätigkeiten in der Umweltverwaltung vorzubereiten.
Es gibt verschiedene Ausbildungsabschnitte: In den Umweltabteilungen der Regierungspräsidien Kassel, Gießen oder Darmstadt werden jeweils die Aufgaben und die Arbeitsweise in den Bereichen Immissionsschutz, Abfallwirtschaft, Bodenschutz sowie Wasserwirtschaft vermittelt. Dazu gibt es Hospitationen im Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie sowie im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Darüber hinaus wird auch auf kommunaler Ebene und außerhalb der Landesverwaltung hospitiert, zum Beispiel in einem Industriebetrieb oder in der Vertretung des Landes Hessen bei der Europäischen Union. Die Ausbildungsabschnitte und die Hospitationen werden durch deutschlandweite Lehrgänge sowie begleitende Fernstudienkurse zu den Themen Management (Leitung und Wirtschaftlichkeit) sowie Umwelt- und Verwaltungsrecht erweitert.
Voraussetzung für das Referendariat ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium (Diplom- oder Masterabschluss) eines Ingenieur- oder naturwissenschaftlichen Studiengangs mit Umweltbezug (Bauingenieurwesen, Biochemie, Chemie/Chemietechnik, Energietechnik, Geoökologie/Hydrogeologie, Maschinenbau, Physik, Umwelttechnik/Technischer Umweltschutz, Verfahrenstechnik oder Wasserwirtschaft/Wasserbau) oder vergleichbare Studiengänge. Das Referendariat beginnt jedes Jahr zum 1. Oktober.
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