Kanzelstein bei Eibach

Kanzelstein bei Eibach

Lesedauer:2 Minuten

Schutzgebiet seit

1963 (Gebietserweiterung 1984)

Flächengröße

18,25 ha

Lage

nördlich von Eibach (Stadt Dillenburg)

   

Der „Kanzelstein bei Eibach“ liegt auf 420 Metern im Schelder Wald und ist ein kulturlandschaftliches Relikt früherer Nutzungsformen, wie man es von romantischen Landschaftgemälden des 19. Jahrhunderts kennt. Das Naturschutzgebiet wurde historisch als sogenannte Allmendeweide (Gemeinschaftsweide/-hute) bewirtschaftet. Die Dorfbevölkerung nutzte die flachgründigen, felsigen Standorte indem sie ihre Schafe, Ziegen und Rinder auf den Kanzelstein trieben. Die dauernde Beweidung bis Mitte des 20. Jahrhunderts förderte die Ausbreitung magerer Pflanzengesellschaften, wie artenreiche Glatthafer-Wiesen, Borstgras- und Magerrasen mit eingestreuten Wachholderbeständen, welche aus der heute intensiv genutzten Landschaft nahezu verschwunden sind. Auch die Baumbestände der Magerrasen zeigen die ehemalige Weidenutzung an. So finden sich zahlreiche alte Hute-Buchen und Hute-Eichen, die dem Weidevieh im Sommer Schatten spendeten und im Herbst und Winter nahrhaftes Mastfutter bescherten. Eine lokale Besonderheit sind außerdem die „Schneitelbäume“ auf dem Kanzelstein. Zur Viehfütterung im Winter wurden die Asttriebe der niedrigen, jungen Baumkronen „geschneitelt“ (Kopf-Schneitelung). Zur Brennholzgewinnung scheitelte man Äste vom Stamm (Ast-Schneitelung). Im nordwestlichen Teil des Naturschutzgebietes wurden die Hainbuchen-Eichen-Bestände als Niederwald bewirtschaftet. Dafür wurden die Bäume im Abstand von 30 Jahren bis „auf den Stock“ zurückgesetzt, woraufhin sich mehrstämmige Bäume entwickelten die heute noch sichtbar sind. Durch die Aufgabe der traditionellen Nutzung sind diese Standorte von der natürlichen Entwicklungsabfolge der Vegetation durch Verbuschung und Waldbildung bedroht. Mit der Unterschutzstellung des „Kanzelstein bei Eibach“ soll die Erhaltung der historischen Kulturlandschaft durch gezielte Pflegemaßnahmen sichergestellt werden.

Seltene Pflanzenarten

Trifolium striatum, Saxifraga granulata, Orchis morio

Pflegemaßnahmen

Zur Erhaltung und Entwicklung der mageren Grünlandstandorte werden diese wieder traditionell mit Schafen beweidet. Zur Offenhaltung der wertvollen Grünlandbestände und Einzelbäume wird aufwachsendes Gehölz regelmäßig entfernt. 0424Der ehemalige Niederwald soll sich naturnah entwickeln, weswegen hier keine forstliche Nutzung mehr stattfindet.

Auch Sie können zum Schutz dieser besonderen Lebensräume und deren seltenen Pflanzen beitragen!

Wir bitten Sie im Naturschutzgebiet keine Pflanzen zu pflücken oder gar auszugraben! Die Kultivierung entnommener Pflanzen im eigenen Garten gelingt nicht, da diese an die extrem spezifischen Standortbedingungen ihres Lebensraumes angepasst sind, welche im eigenen Garten nicht nachzubilden sind.

 

Dieses Naturschutzgebiet ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000! FFH-Gebiet Schelder Wald (5216-305).

 

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