Schutzgebiet seit |
1926 (Gebietserweiterung 1990) |
Flächengröße |
48,68 ha |
Lage |
südwestlich von Erdbach (Gemeinde Breitscheid) |
Das Naturschutzgebiet „Erdbacher Höhlen“ liegt am Ostrand des Westerwalds und ist von besonders interessanter Geologie. In dem von Riff-Kalk geprägten Gebiet haben sich über Jahrtausende, durch die chemische Reaktion von Kalk mit Wasser zahlreiche Karsttrichter gebildet. Durch diese konnte das Wasser ins Innere des Kalksteins gelangen, wo es ein ausgedehntes unterirdisches Höhlensystem bildete. So verschwindet auch der Erdbach östlich des Ortes in einem Schluckloch und tritt erst einen Kilometer weiter im Osten am Rande des Kalkmassives als Karstquelle wieder zutage. Das Naturschutzgebiet ist Teil des größten hessischen Karsthöhlensystems. Neben teils mageren Grünlandbereichen wird die oberirdische Landschaft maßgeblich von der Erdbachschlucht, einem beidseitig steil abfallenden Tal, geprägt. Im nördlichen Teil der Schlucht mit extrem starker Hangneigung gedeihen an Kraut- und Moosgesellschaften reiche, urwaldähnliche Schlucht- und Hangmischwälder mit Sommer-Linde, Berg-Ulme und Berg-Ahorn, die eine botanische Besonderheit in Mittelhessen darstellen. Weiter südlich weisen die Talhänge mit südlicher Ausrichtung wärmeliebende Pflanzengesellschaften mit seltenen Arten, wie beispielsweise dem Seidelbast und der Gemeinen Akelei auf. Hier befinden sich auch die namensgebenden Höhlen "Große und Kleine Steinkammer", in denen prähistorische Knochen- und Tonscherbenfunde auf eine Besiedlung bereits zur Jungsteinzeit (5000 bis 1800 v.Chr.) hinweisen. Einigen kleineren Höhlen, die im Naturschutzgebiet verstreut sind, werden von streng geschützten Fledermäusen als frostfreie Winterquartiere genutzt. Einen Einblick in die „Unterwelt“ bietet die Herbstlabyrinth-Schauhöhle mit Höhlengangsystemen, Tropfsteinhöhlen und einem Karstlehrpfad. |
|
Seltene Pflanzenarten |
Geißbart, Märzenbecher, Seidelbast, Armblütige Gänsekresse und Vogel-Nestwurz |
Seltene Tierarten |
Großer Perlmutterfalter, Großer Eisvogel und Dukatenfalter, Großes Mausohr, Bechsteinfledermaus, Bart-, Fransen- und Zwergfledermaus, Bunt-, Grün- und Grauspecht, Waldohreule |
Pflegemaßnahmen |
Zur Förderung der naturnahen Entwicklung der Waldlebensräume mit Erhöhung des Alt- und Totholzanteils als Lebensraum für zahlreiche Tierarten, wurde die forstliche Nutzung verringert. Gebietsfremde Nadelgehölze werden behutsam entfernt. |
Auch Sie können zum Schutz dieser besonderen Lebensräume und deren seltenen Pflanzen beitragen!
Wir bitten Sie im Naturschutzgebiet keine Pflanzen zu pflücken oder gar auszugraben! Die Kultivierung entnommener Pflanzen im eigenen Garten gelingt nicht, da diese an die extrem spezifischen Standortbedingungen ihres Lebensraumes angepasst sind, welche im eigenen Garten nicht nachzubilden sind.
Wandern auf eigene Gefahr!
In diesen Wäldern dürfen Bäume ihren Lebenszyklus nicht nur beginnen, sondern auch auf natürlichem Weg beenden. Das bedeutet, dass Teile von ihnen in Form von Zweigen und Ästen abbrechen und herabfallen oder ganze Bäume umfallen können. Gehen Sie daher immer mit offenen Augen durch den Wald. Verlassen Sie bitte bei starkem Wind und Regen bzw. Unwettern/ Stürmen/ Orkanen oder Schneefall sofort den Wald, da bei diesen Wetterereignissen eine erhöhte Gefahrenlage besteht.
Dieses Naturschutzgebiet ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000!: FFH-Gebiet „Günland und Höhlen bei Erdbach und Medenbach“ (5315-309).