Blick auf einen Fluss, Bäume und Pflanzen

Regierungspräsidium Gießen

Auwälder sind selten, aber umso wichtiger für Artenvielfalt und Klimaschutz

Regierungspräsidium Gießen informiert über besonders geschützte Biotope – In Teil 4 geht es um Auwälder

Lesedauer:4 Minuten

Gießen. Südlich von Dehrn im Landkreis Limburg-Weilburg gibt es einen, bei Langenaubach im Lahn-Dill-Kreis und auch bei Schweinsberg im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Aber an sich sind Auwälder in Mittelhessen selten. Diese naturnahen Wälder und Ufergebüsche wachsen im Überflutungsbereich von Bächen und Flüssen. „Überschwemmungen sorgen meist für Unmut und große Schäden. Hier sind sie hingegen etwas Positives“, sagt Stefanie Specht vom Dezernat für Schutzgebiete des Regierungspräsidiums Gießen. Denn so entsteht diese Art von Biotop, in denen sich seltene Tier- und Pflanzenarten wohlfühlen.

Neben den Auwäldern sind auch Bruch- und Sumpfwälder, die auf ständig vernässten Torf- und Mineralböden vorkommen geschützt. Gleiches gilt für Schlucht-, Blockhalden- und Hangschuttwälder, die in Tälern, auf Hängen oder am Fuß von Steilwänden und Felsabbrüchen wachsen. Da diese Wälder häufig aufgrund ihrer Lage schlecht zugänglich sind, sind sie meist naturnah erhalten, wodurch sie einen wertvollen Lebensraum darstellen. „Charakteristisch ist ein hohes Vorkommen von Moosen, Farnen und Flechten“, verdeutlicht die Expertin. Das Naturschutzgebiet „Blockfelder am Taufstein“ im Vogelsberg ist ein Beispiel für einen solchen Blockschuttwald, der an die aus Basalt und Nephelinbasanit-Gestein bestehenden Blockhalden und Felsblöcke anschließt.

Natürliche Rückhalteflächen

„Früher gab es viel mehr Auwälder. Sie wurden regelmäßig mit Flusswasser überflutet“, weiß Stefanie Specht. Die Begradigung von Flüssen, die Verbreitung von nicht-heimischen Baumarten, die heimische Pflanzenarten und darauf angewiesene Tierarten verdrängen, oder Pilzerkrankungen an den Bäumen tragen dazu bei, dass es immer weniger Auwälder werden. „Dabei nehmen sie wichtige Funktionen wahr: Sie bieten natürliche Rückhalteflächen bei Hochwasserereignissen oder fungieren als Speicher von Treibhausgasen wie CO2. Allein aus diesen Gründen sollte der Erhalt von Auwäldern gefördert werden“, erläutert Franziska Bopf vom RP-Dezernat für Artenschutz.

 

Ein Mittelspecht sitzt auf einem Ast

All diese besonders geschützten Wälder sind ein wichtiger Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Dazu zählen beispielsweise die Frühlingsblume Märzenbecher, die Vogelarten Sperlingskauz, Schwarzstorch, Mittelspecht, Schwarzspecht und Gelbspötter, verschiedene Fledermausarten wie die Zwergfledermaus, die Mopsfledermaus und die Große Bartfledermaus, die Sumpfspitzmaus, der Scharlachkäfer sowie der Eremit-Käfer. Sie alle gelten als „Klimaverlierer-Arten“, da sie durch die Auswirkungen des Klimawandels beeinträchtigt werden. Insgesamt stehen mehr als 200 verschiedene Tier- und Pflanzenarten auf der Liste der potenziellen Klimaverlierer. Auch Hartholz- sowie Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder als bedrohte Lebensräume finden sich auf der Liste wieder. Sie alle sollen im Rahmen einer Maßnahme des „Klimaplans Hessen“ besser geschützt werden. Die Durchführung solcher Projekte in Mittelhessen koordiniert die Obere Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums Gießen.

Die Serie

Sie werden als unnütz angesehen, manchmal zerstört und kaum jemand (er)kennt sie: die Biotope (= Lebensräume), die nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt sind – auch ohne offizielle Beschilderung. Es gibt sie natürlich auch in Mittelhessen. Dazu zählen beispielsweise Streuobstwiesen, Moore und magere, artenreiche Mähwiesen. Das Regierungspräsidium Gießen als Obere Naturschutzbehörde trägt zu ihrem Schutz bei und macht mit einer kleinen Serie auf diese wichtigen Lebensräume für viele verschiedene, auch seltene Tiere und Pflanzen aufmerksam. Denn: Nur was wir kennen, können wir lieben und schützen.

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