Hessen. Fast 90 Tier- und Pflanzenarten stehen in der Europäischen Union auf der Liste der invasiven Arten. Sie alle haben gemein, dass sie die biologische Vielfalt bedrohen und ganze Ökosysteme verändern. Noch dazu können sie sich negativ auf Gesundheit und Wirtschaft auswirken. Je verbreiteter die Arten sind, desto schwieriger und nahezu unmöglich ist ihre Beseitigung. Aber die Populationen können eingedämmt werden. Dafür gibt es je nach Art bestimmte Maßnahmen, die zum Management ergriffen werden können und von den Mitgliedsstaaten gemeinsam entwickelt werden. Das läuft nicht nur auf der Ebene der Forschung und Politik ab, sondern die Bürgerinnen und Bürger können daran mitwirken, indem sie zu den jeweiligen Managementplänen und Maßnahmenblättern Stellung nehmen. Ab Oktober läuft in Hessen für zwei Monate eine solche Öffentlichkeitsbeteiligung. Im Fokus stehen dabei die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) und der Wassersalat (Pistia stratiotes).
Sehr große Nester
Die Asiatische Hornisse kommt ursprünglich aus Südostasien. Vermutlich ist die gesamte Population, die sich inzwischen von Spanien über Frankreich bis zu uns ausbreiten konnte, auf eine einzige Königin zurückzuführen, die unwissentlich eingeschleppt wurde. Die Art kann sehr viel größere Staaten bilden als die heimische, unter Schutz stehende Europäische Hornisse. Pro Saison, die bis in den Winter dauern kann, können mehrere hundert Jungköniginnen pro Nest ausfliegen. Ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit ist also rasant und ihr Hunger auf proteinreiche Insekten um ein Vielfaches höher als das der heimischen Hornissenart. So gefährdet das Jagdverhalten der Asiatischen Hornisse die ohnehin seit Jahren stark zurückgehende Insektenvielfalt sowie die Imkerei und damit auch die lebensnotwendige Bestäubungsleistung für Wild- und Kulturpflanzen. Ihre mitunter sehr großen Nester bauen Asiatische Hornissen vermehrt im Freien, zum Beispiel in Bäumen und Hecken. Sie scheuen dabei keinen Kontakt zu Menschen und können somit für Allergiker zum ernsthaften Problem werden. Ihr Gift ist zwar nicht stärker als das einer Honigbiene, aber sie reagieren bei (vermeintlicher) Gefahr aggressiv.
Vor allem im Südhessen und entlang des Rheins sind die Bestände der Asiatischen Hornisse in den vergangenen Jahren regelrecht explodiert. In Mittelhessen wurde 2023 ein erster Fall gemeldet und das Nest konnte vor Ausfliegen von Jungköniginnen beseitigt werden. Die Dunkelziffer ist aber vermutlich sehr viel höher als die eingehenden Meldungen. Im Vergleich zur heimischen Europäischen Hornisse ist die invasive Asiatische Hornisse an ihren gelben Beinen und einem schwarzen Thorax zu erkennen. Zur Unterscheidung der Asiatischen Hornisse von der Europäischen Hornisse können Charakteristika des Nestes sowie des Körperbaus herangezogen werden. Funde bzw. Sichtungen von Neststandorten (am besten mit Foto) können im Online-Meldeportal des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie eingegeben werden (hierfür ist keine vorherige Anmeldung oder Registrierung nötig), um die Ausbreitung zu dokumentieren und mit einer raschen Entfernung der Nester verlangsamen zu können: https://www.hlnug.de/themen/naturschutz/tiere-und-pflanzen/arten-melden/invasive-artenÖffnet sich in einem neuen Fenster.