Gießen. Egal ob Windkraft oder Photovoltaik – der Ausbau erneuerbarer Energien in Mittelhessen schreitet voran. „Mittelhessen ist voller Energie“ ist daher auch ein passender Titel für den Energierechner des Regierungspräsidiums Gießen, der seit einigen Jahren einen detaillierten Blick auf Stromverbrauch und -erzeugung in Mittelhessen und dessen einzelnen Kommunen ermöglicht. Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten erläuterten Expertinnen und Experten der Behörde in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Energie, Umwelt, Ländlichen Raum und Infrastruktur der Regionalversammlung Mittelhessen, der in Großen-Buseck tagte.
Allein 65 Anfragen zu Photovoltaik-Freiflächenanlagen mit einer Gesamtfläche von 530 Hektar erreichten die Obere Landesplanungsbehörde beim Regierungspräsidium Gießen im Jahr 2023. Aber nicht alle dieser Flächen werden umgesetzt. Die Anfragen bilden in der Regel einen frühzeitigen Projektstand ab – zum Teil wurden Flächen durch unterschiedliche Projektierer mehrfach angefragt, zum Teil handelt es sich um „Potentialräume“, in denen sich ein Projektierer eine Anlage kleinerer Fläche vorstellen kann. Aktuell werden für Photovoltaik-Freiflächenanlagen ungefähr 0,08 % der landwirtschaftlichen Flächen Mittelhessens in Anspruch genommen. Im vergangenen Jahr wurden Bebauungspläne mit einer Fläche von circa 17 Hektar für Photovoltaik rechtskräftig.
Der Teilregionalplan Energie legt 127 Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie mit einer Gesamtfläche von circa 12.080 Hektar fest. Das entspricht etwa 2,2 Prozent der Region Mittelhessen. Aktuell werden 76 dieser Gebiete durch Windenergieanlagen vollständig oder teilweise in Anspruch genommen. In weiteren 19 Vorranggebieten laufen Genehmigungsverfahren. 25 Prozent der Gebiete werden derzeit noch nicht genutzt. Aktuell sind im Regierungsbezirk 485 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 991 Megawatt in Betrieb. Sie nehmen einen Flächenanteil von 1,1 Prozent der Region Mittelhessen ein. Dabei werden auch ältere Anlagen mitgerechnet, die außerhalb der erst später festgelegten Vorranggebiete zur Nutzung der Windenergie stehen. Mit diesen Windenergieanlagen können etwa 495.930 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden. Weitere 35 Anlagen mit einer Gesamtleistung von 171 Megawatt sind bereits genehmigt, aber noch nicht in Betrieb. 16 davon (Gesamtleistung 114 Megawatt) kamen 2023 dazu. Die Gesetzesänderungen zur Beschleunigung des Ausbaus der Windenergie haben sich bei diesen Verfahren noch nicht ausgewirkt. Das RP als Genehmigungsbehörde ist aber optimistisch, dass das bei den derzeit laufenden Verfahren der Fall sein wird.