Gießen/Brechen. Als der Niederbrecher Bernhard Eisenbach senior 1970 zusammen mit einem Kompagnon in Grenderich im Hunsrück in der Nähe der Mosel einen Maschinenbau für die Herstellung von PVC- und Aluminiumfenster gründete, gab es auf dem deutschen Markt noch mehr als 30 Mitbewerber. „Etwas mehr als 50 Jahre später sind es noch fünf, von denen man eigentlich auch nur drei als groß bezeichnen kann“, sagt der heutige Senior-Chef Bernhard Eisenbach. Anlass ist ein Informationsbesuch von Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich der Gemeinde Brechen und Bürgermeister Frank Groos.
Der Gast aus Gießen zeigt sich beeindruckt vom Know-how des weltweit agierenden Unternehmens aus dem Goldenen Grund: „Rotox ist wieder einmal ein gutes Beispiel dafür, welche innovativen und leistungsstarken Unternehmen sich für viele unerkannt in den fünf Landkreisen unseres Regierungsbezirks tummeln. Das Unternehmen, seine lange Geschichte am Ort und seine Pläne zur Erweiterung verdeutlichen, dass Brechen nicht nur ein attraktiver Wohn-, sondern auch Wirtschaftsstandort im Limburger Umland ist.“ Das unterstreicht auch Frank Groos: „Als Bürgermeister bin ich überzeugt, dass unsere Gemeinde Brechen eine perfekte Kombination aus ländlichem Charme und verkehrsgünstiger Lage für Unternehmen bietet. Wir vereinen die Lebensqualität einer idyllischen Landgemeinde mit den wirtschaftlichen Vorteilen eines gut angebundenen Standorts.“
Höhepunkt des RP-Gemeindebesuchs ist der Stopp bei der Firma Rotox. Da der frühere Kompagnon von Bernhard Eisenbach senior aus Grenderich kam und dort zwei Produktionshallen hatte, wurde das Unternehmen zuerst in Grenderich gegründet, wo sich auch heute noch der Hauptproduktionsstandort befindet. Seit 1987 gibt es aber auch einen Standort in Niederbrechen, dem Heimatort der Familie Eisenbach, die mit Uli Eisenbach seit 2021 die Geschäftsführung in dritter Generation für das Familienunternehmen stellt. Sein Vater Bernhard Eisenbach, der 1985 ins Unternehmen kam, war schon ein Jahr später wesentlicher Mitinhaber, nachdem er die Anteile des ehemaligen Kompagnons übernommen hatte. Innerhalb von 40 Jahren wurde aus einem Unternehmen mit 50 Mitarbeitern einer der führenden Komplettanbieter für den Fenster-, Türen- und Fassadenbau in Deutschland mit mittlerweile 500 Beschäftigten.
„Das ist im Vergleich zu unseren Mitbewerbern schon ein Alleinstellungsmerkmal“, betont Bernhard Eisenbach. An acht Produktionsstandorten, davon sind sechs in Deutschland, einer in Polen und einer in der Slowakei. Auf mehr als 30.000 m² Produktionsfläche entstehen Maschinen und Anlagen für das Zuschneiden, Fräsen, Bohren, Verschrauben, Verschweißen, Entgraten, Montieren von Beschlägen sowie das Lagern von Profilen und Elementen für die Produktion von Fenstern und Türen.
Der Standort Brechen, der Firmensitz des Unternehmens, ist „der Kopf“ von Rotox. Hier arbeiten zahlreiche Konstrukteure an der Entwicklung der Produkte. Zusammen mit der eigenen Softwareherstellung, sehr hoher Fertigungstiefe, umfangreicher Planung und Projektierung von Produktionsstraßen, erreicht das Unternehmen einen sehr großen internationalen Kundenkreis. Das Produktangebot zielt sowohl auf große, industriell arbeitende Fensterhersteller, die auf Automatisierung und große Stückzahlen setzen, als auch auf den kleinen Handwerksbetrieb, der selbst noch Fenster in Einzelanfertigung individuell nach Kundenwunsch baut.
Bernhard Eisenbachs Sohn Uli Eisenbach ist seit 2021 als Geschäftsführer im Unternehmen tätig und beschäftigt sich derzeit intensiv mit den Planungen einer Firmenerweiterung in der Gemeinde Brechen. „Die Idee stammt aus dem Jahr 2018 und die Suche nach einer passenden Fläche war mit Unterstützung von Bürgermeister Frank Groos und der Gemeindevertretung auch schnell erledigt“, sagt Uli Eisenbach. „Seitdem geht es im geplanten Gewerbegebiet Barmbach aber nur langsam voran.“ Auch wenn die Fläche durch die Gemeinde schon einmal überplant war, mahlen die Mühlen der Bürokratie hier doch recht langsam. Denn neben einer umfangreichen naturschutz-fachlichen Überprüfung und mittlerweile umgesetzter Artenschutzmaßnahmen für die dort beheimatete Zauneidechse sind immer noch Sicherungsmaßnahmen an aufgefundenen Bodendenkmälern am Laufen.
„Neben dem allgemeinen Fachkräftemangel ist die Bürokratie für uns die größte Hürde in der weiteren Firmenentwicklung“, wie der aktuelle Geschäftsführer erläutert. „Wenn wir unsere führende Position in Deutschland, auf dem europäischen Markt und auch in Nordamerika erhalten wollen, müssen wir uns als Unternehmen weiterentwickeln können. Unser Kapital dabei ist das Know-how unserer Mitarbeiter, welchen wir die besten Arbeitsbedingungen bieten wollen.“
Regierungspräsident Ullrich zeigt Verständnis für den Unmut, der sich in der Wirtschaft wegen umfangreicher Planungs- und Bauvorgaben breit macht. „Jede gesetzliche Regelung für sich genommen hat ganz sicher seine nachvollziehbare Begründung. In der Summe aller Regelungen im Denkmalschutz, Baurecht, Naturschutz sowie Immissionsschutz sowie der umfangreichen Nachweis- und Dokumentationspflichten kann das einen schon erschlagen.“ Behörden ersticken mittlerweile oft selbst in der Regelungsdichte und -tiefe der gesetzlichen Vorgaben. Deswegen ist es für ihn auch immer wichtig, vorhandene Ermessensspielräume zu nutzen und vor allem nach praxistauglichen Lösungen zu suchen. „Wir müssen in Deutschland verwaltungsseitig schneller und effizienter werden, wenn wir führenden Sondermaschinenherstellern wie Rotox in Deutschland eine Zukunftsperspektive geben wollen.“