Gießen. Jeder kennt sie, jeder hat sie: Vorratsdosen in allen Farben und Größen, aus Kunststoff, Glas, Metall oder Holz, aber in jedem Fall wiederverwendbar. Warum also nicht mit ins Büro nehmen und beim Gang zum Bäcker, Wochenmarkt oder Dönerladen das Mittagessen darin einpacken lassen? „Das ist erst einmal ungewohnt“, gibt der Gießener Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich zu. „Aber auf diese Weise kann jeder helfen, den Verpackungsmüll zu reduzieren.“
Zumindest kleine Betriebe mit nicht mehr als fünf Beschäftigten und bis zu 80 Quadratmetern Verkaufsfläche dürfen mitgebrachte Behältnisse befüllen, weiß Michaela Bender, kommissarische Leiterin des zuständigen RP-Dezernats für industrielle Abfallwirtschaft und Abfallvermeidung. Für alle anderen, die Mitnahmegerichte zum unmittelbaren Verzehr verkaufen, gilt: Sie müssen bereits seit mehr als einem Jahr neben den bekannten Verpackungen aus Kunststoff auch eine alternative Mehrwegverpackung anbieten. Das Regierungspräsidium Gießen hat in Mittelhessen die Aufgabe, zu schauen, ob diese Mehrwegangebotspflicht auch umgesetzt wird. Zudem setzt die Behörde weiterhin auf Information und Aufklärung.
Reichen Kontrollen der Behörden aus, um die Verwendung von Mehrwegbehältnissen im täglichen Leben zu etablieren?
„Immer mehr Betriebe setzen die Pflicht um. Doch bis zur flächendeckenden Verwendung von Mehrwegbehältnissen ist es noch ein langer Weg, den Anbieter und Behörden, aber natürlich auch die Verbraucherinnen und Verbraucher gemeinsam gehen müssen“, sagt Michaela Bender. Oftmals wird der Ruf nach der Behörde und verstärkten Kontrollen laut. Aber ist dies auch wirklich das einzig wirksame Mittel? Reichen Kontrollen der Behörden aus, um die Verwendung von Mehrwegbehältnissen im täglichen Leben zu etablieren?
„Die Behörden allein können ein Umdenken auf breiter Basis nicht bewirken. Vielmehr sind auch die Verbraucherinnen und Verbraucher gefragt“, zeigt sich Dr. Christoph Ullrich überzeugt. Denn die Behörden könnten nur darauf hinwirken, dass die Mehrwegbehältnisse angeboten werden. Der Umwelt dienen diese aber nur, wenn sie auch von der Kundschaft verwendet werden. Dies kann die Behörde jedoch nicht anordnen.
„Was nutzt es der Umwelt, wenn die Betriebe die schönsten Mehrwegbehältnisse anbieten und diese von den Kunden nicht angenommen werden, weil die Kunden lieber ein Kunststoffgefäß in der nächsten Abfalltonne entsorgen anstatt ein Mehrwegbehältnis zum Verkäufer zurückzubringen?“, gibt Michaela Bender zu bedenken. Hier komme es in letzter Konsequenz auf das Kundenverhalten an. „Ich appelliere daher an alle, beim Kauf der nächsten Mahlzeit ,to go‘ aktiv nach Mehrwegbehältnissen zu fragen und regelmäßig davon Gebrauch zu machen, auch wenn dies ein bisschen umständlicher ist als eine Kunststoffbox“, sagt Michaela Bender. „Nur so können wir die zunehmende Verschmutzung unserer Umwelt wirkungsvoll begrenzen.“