Der König-Konrad-Felsen an der Lahn

Regierungspräsidium Gießen

Menschen und Waschbären müssen draußen bleiben

Regierungspräsidium Gießen informiert über besonders geschützte Biotope – In Teil 5 geht es um offene Felsbildungen, ungenutzte Höhlen und naturnahe Stollen

Gießen. Offene Felsbildungen in der Landschaft sind häufig auffällig und interessant. Vielen ist aber gar nicht bewusst, dass der eigentlich tote Felsen eine Vielzahl von lebenden Geschöpfen beherbergt. „Die Felsen sind meistens mit Pflanzen, Moosen und Flechten bewachsen. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit flachem Untergrund auskommen, wenig Wasser und Nährstoffe brauchen und damit zurechtkommen, dass sie der Witterung schutzlos ausgeliefert sind“, sagt Stefanie Specht vom Dezernat für Schutzgebiete des Regierungspräsidiums Gießen.

Sogar Uhus nisten hier

Aber auch für Insekten und Spinnen sind Felswände interessant – hier finden selbst Reptilien wie die seltene Smaragdeidechse sowohl Verstecke als auch Plätze für ein Sonnenbad. „Handelt es sich um hohe Felswände, die zum Beispiel durch Gesteinsabbau entstanden sind, kann es sogar sein, dass Uhus dort in einer Felsnische oder einem Sims ihr Nest gebaut haben, wie zum Beispiel im Vogelschutzgebiet „Steinbrüche in Mittelhessen“. Kurzum: Diese Biotope sind sehr wichtig. Gefährlich für diese Biotope und die darauf angewiesenen Lebewesen sind vor allem der Gesteinsabbau und Klettersport. Offene Felsbildungen prägen zum Beispiel die Naturschutzgebiete „Arfurter Felsen“ und „Wehrley von Runkel“ an den steilen Lahnhängen im Landkreis Limburg-Weilburg.

Eine offene Felswand am „Köppel bei Langd“.

Ungenutzte Höhlen und naturnahe Stollen sind ebenfalls sehr spezielle Lebensräume. Auch wenn sie auf verschiedene Art und Weise entstanden sind: die Höhlen bildeten sich durch Auswaschung von löslichen Schichten, wie im Naturschutzgebiet „Erdbacher Höhlen“ und die Stollen wurden durch unterirdischen Gesteinsabbau geschaffen. Die Lebensbedingungen im Inneren unterscheiden sich kaum. Es ist dort dunkel, meist feucht und kühl, aber frostfrei, die Temperaturschwankungen sind gering. In diesen Höhlen und Stollen kommen Tiere vor, die immer dort leben und sich dort auch ernähren und fortpflanzen können wie viele Springschwanz- und Spinnenarten. Andere Tierarten suchen diese Lebensräume nur zu bestimmten Zeiten – zum Beispiel zum Überwintern – auf, wie einige Schmetterlings-, Köcherfliegen- und Mückenarten. „Besonders wichtig sind diese Biotope für Fledermäuse, die dort im frostfreien Raum Winterschlaf halten und sich meistens in tiefen Spalten und Rissen verstecken“, ergänzt Franziska Bopf vom RP-Dezernat für Artenschutz. Fledermäuse sind inzwischen sehr selten geworden und daher durch das Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. „13 hier heimische Fledermausarten stehen auch auf der Liste der Klimaverlierer. Das heißt, dass sich ihre Lebensbedingungen durch die Klimaveränderung verschlechtern“, sagt die Expertin.

Eine Fledermaus hängt an einem Felsen

Umso wichtiger ist es, die Tiere in Ruhe zu lassen. „Die bekannten Höhlen und Stollen, die nicht touristisch erschlossen sind, sind nicht umsonst durch Gitter verschlossen oder bis auf kleine Durchlässe zugemauert“, weiß Stefanie Specht. „Menschen und möglichst auch Waschbären sollen keinen Zugang haben. Die meisten Höhlenbewohner vertragen es nicht, wenn Menschen in ihren Lebensraum eindringen. Fledermäuse, die im Winterschlaf aufgeschreckt werden, sterben meistens an Entkräftung. Für Waschbären und andere fleischfressende Tiere sind die schlafenden Fledermäuse eine leichte Beute. „Bei allen hier heimischen Fledermausarten handelt es sich nicht um Blutsauger. Stattdessen jagen sie Insekten und vertilgen massenweise Stechmücken. Dies sollte uns alle motivieren, unsere Fledermäuse zu schützen und ihre Winterquartiere nicht zu betreten“, appelliert die Expertin.

Die Serie

Sie werden als unnütz angesehen, manchmal zerstört und kaum jemand (er)kennt sie: die Biotope (= Lebensräume), die nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt sind – auch ohne offizielle Beschilderung. Es gibt sie natürlich auch in Mittelhessen. Dazu zählen beispielsweise Streuobstwiesen, Moore und magere, artenreiche Mähwiesen. Das Regierungspräsidium Gießen als Obere Naturschutzbehörde trägt zu ihrem Schutz bei und macht mit einer kleinen Serie auf diese wichtigen Lebensräume für viele verschiedene, auch seltene Tiere und Pflanzen aufmerksam. Denn: Nur was wir kennen, können wir lieben und schützen.

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Oliver Keßler

Oliver Keßler

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