Felsen und Trockenrasen im Naturschutzgebiet „Arfurter Felsen“ im Landkreis Limburg-Weilburg.

Regierungspräsidium Gießen

Nährstoffarm und trocken muss es sein

Regierungspräsidium Gießen informiert über besonders geschützte Biotope – In Teil 3 geht es um Trockenrasen und verwandte Biotope

Gießen. Nährstoffarm und trocken – das liebt der Trockenrasen. „Trockenrasen zeichnen sich durch hohen Artenreichtum aus und bieten einen Lebensraum für viele geschützte und gefährdete Tier- und Pflanzenarten. Durch eine intensivere Nutzung zum Beispiel mit Düngung und häufiger Beweidung oder dem Gegenteil, einer Nutzungsaufgabe, ist die Verbreitung von Trockenrasen jedoch stark zurückgegangen“, sagt Stefanie Specht vom Dezernat für Schutzgebiete des Regierungspräsidiums Gießen. Umso wichtiger ist es, sie zu erkennen und zu schützen.

Zu den anderen geschützten verwandten Biotopen gehören zudem offene Binnendünen – dies sind Sandhügel im Binnenland, die durch Wind aufgeweht wurden. Ein Beispiel sind die Schwanheimer Dünen bei Frankfurt. Natürlich entstandene Block-, Schutt- und Geröllhalden aus verschiedenen Gesteinen im Bergland, die häufig von Flechten, Moosen und Farnen bewachsen sind, und Steilwände und Böschungen in Löss- oder Lehmboden sind ebenfalls geschützte Biotope. Weiterhin sind Zwergstrauch-, Ginster- und Wacholderheiden geschützt. Ebenso zählt der Borstgrasrasen dazu. „Hierbei handelt es sich um gras- oder zwergstrauchreiche Magerrasen, die früher als extensives Grünland in ganz Deutschland weit verbreitet waren, mittlerweile aber selten geworden und gefährdet sind“, erklärt die Expertin. Zu guter Letzt sind Schwermetallrasen, auf natürlichem schwermetallreichen Gestein vorkommend, sowie Wälder und Gebüsche trockenwarmer Standorte laut Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Für jedes dieser außergewöhnlichen Biotope gibt es speziell angepasste Tier- und Pflanzenarten, die nur dort vorkommen. Ein Verlust des Lebensraumes führt auch zu einem Verlust dieser besonderen Arten.

Trockenrasen im Naturschutzgebiet „Hoher Stein bei Fernwald“ im Landkreis Gießen. Foto: RP Gießen

Beispiele für diese Biotope gibt es natürlich auch in Mittelhessen, zum Beispiel im Naturschutzgebiet „An der Brachehöll bei Niedereisenhausen“ im Landkreis Marburg-Biedenkopf und im Naturschutzgebiet „An der alten Rheinstraße“ im Lahn-Dill-Kreis. Aber: „Viele dieser schützenswerten und häufig sehr seltenen Lebensräume sind durch eine nachteilige Nutzung durch den Menschen bedroht, die meistens aus Unwissenheit geschieht“, sagt Stefanie Specht. Auch der Klimawandel bleibt nicht ohne Folgen. Viele Tier- und Pflanzenarten sind gefährdet und werden auf der sogenannten „Liste der potenziellen Klimaverlierer“ aufgeführt, ergänzt Franziska Bopf vom RP-Dezernat für Artenschutz. In diesen (Trockenrasen)-Gebieten kommen Pflanzenarten wie die Echte Arnika und der Nordische Augentrost vor. Rebhuhn, Wespenbussard, Braunkehlchen, Wiesenpieper und Wendehals fühlen sich in diesen Gebieten ebenfalls wohl.

„Wer den Wendehals entdecken möchte, muss übrigens genau hinschauen“, lautet der Hinweis von Franziska Bopf. „Durch seine Gefiederfarbe ist er sehr gut getarnt und ideal an die Rinde von Bäumen angepasst. Seinen Namen hat er aufgrund seines Verhaltens in Gefahrensituationen erhalten: Fühlt er sich bedroht, plustert er sich auf und dreht und wendet dabei seinen Kopf hin und her.“ Zu beobachten ist er von Mitte April bis September. Als einziger Zugvogel unter den Spechten verbringt er den Winter im Süden. Da sich Wendehälse hauptsächlich von Ameisen ernähren, sind sie auf lückige, kurzrasige, zum Teil auch offene, unbewachsene Böden, wie sie in Trockenrasen vorkommen, angewiesen, weil dort die Ameisennester am besten erreichbar sind. Auch deshalb ist es so wichtig, Trockenrasen zu erhalten.

Wiese mit der Karthäuser Nelke auf dem „Köppel bei Langd“.

Die Serie

Sie werden als unnütz angesehen, manchmal zerstört und kaum jemand (er)kennt sie: die Biotope (= Lebensräume), die nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt sind – auch ohne offizielle Beschilderung. Es gibt sie natürlich auch in Mittelhessen. Dazu zählen beispielsweise Streuobstwiesen, Moore und magere, artenreiche Mähwiesen. Das Regierungspräsidium Gießen als Obere Naturschutzbehörde trägt zu ihrem Schutz bei und macht mit einer kleinen Serie auf diese wichtigen Lebensräume für viele verschiedene, auch seltene Tiere und Pflanzen aufmerksam. Denn: Nur was wir kennen, können wir lieben und schützen.

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Oliver Keßler

Oliver Keßler

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