Blick auf die Lahn bei Friedelhausen

Regierungspräsidium Gießen

„Nur ein Verbot der Wasserentnahme hilft, den Wasserspiegel zu stabilisieren“

Obere Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Gießen hat Situation der heimischen oberirdischen Gewässer im Blick – Entspannung ist noch nicht in Sicht

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Gießen. Die Pegel sind niedrig, die Wassertemperaturen vergleichsweise hoch: Auch die Obere Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Gießen hat die Situation der heimischen oberirdischen Gewässer im Blick. „Zwei der fünf mittelhessischen Landkreise haben bereits per Allgemeinverfügung verboten, Wasser aus der Lahn und ihren Nebengewässern, aus Bächen sowie aus Seen und allen anderen oberirdischen Gewässern zu entnehmen“, fasst Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich zusammen. Auch in anderen Teilen Hessens gibt es bereits derartige Verbote.

„Obwohl es in den vergangenen Wochen ab und zu geregnet hat, reichen die Niederschläge in Mittelhessen nicht aus, um den sinkenden Wasserständen unserer heimischen Gewässer entgegenzuwirken“, sagt Gabriele Schramm, Leiterin des Dezernats „Oberirdische Gewässer, Hochwasserschutz“. Die Situation bereitet ihr und den Kolleginnen und Kollegen Sorgen. „Wir stehen derzeit erst am Beginn des Sommers. Die Ferien haben noch nicht einmal begonnen, und bereits zu diesem frühen Zeitpunkt des Sommers müssen zwei untere Wasserbehörden ein Entnahmeverbot aussprechen, damit die Tiere und Pflanzen in unseren heimischen Gewässern nicht geschädigt werden“, gibt sie zu bedenken.

Immer weniger Wasser im Fluss

An sich ist es nicht ungewöhnlich, dass die Pegelstände in dieser Jahreszeit niedrig sind, ergänzt Brigitta Mikus aus dem Fachdezernat. Doch über die Jahre sei die Tendenz beispielsweise an der Lahn eindeutig: Im Mittel ist immer weniger Wasser im Fluss. Die Wassermenge ist aber nur ein Aspekt. „Die hohen Temperaturen und die starke Sonneneinstrahlung tun ihr Übriges: Der Sauerstoffgehalt im Wasser schwankt stark, der pH-Wert steigt an. Und Letzterer ist im Fall der Lahn zeitweise mit Werten um 9 ziemlich hoch“, ergänzt Andrea Krapp vom Dezernat „Kommunales Abwasser, Gewässergüte“. Das hat Folgen. „Der hohe pH-Wert greift zum Beispiel die Kiemen der Fische an und die Konzentration an fischgiftigem Ammoniak kann ansteigen. Zudem wird zeitweise wenig Sauerstoff im Wasser gelöst“, erklärt die Expertin. Das bedeutet Dauerstress, auch für die Fortpflanzung. Im schlimmsten Fall können die Tiere sterben.

Eine Entspannung der Situation ist mit Blick auf die Wettervorhersage erstmal nicht in Sicht. Die aktuell niedrigen Wasserstände in den heimischen Gewässern, noch vor Beginn des eigentlichen Hochsommers, seien das Ergebnis von mehreren zu trockenen Jahren, in denen es viel zu wenig geregnet hat. „Durch die derzeit hohen Temperaturen und die lange Sonnenscheindauer ist auch die Verdunstungsrate unserer Gewässer viel zu hoch, sodass nur ein Verbot der Wasserentnahme hilft, den Wasserspiegel zu stabilisieren“, betont Gabriele Schramm. Für die Bevölkerungen in Mittelhessen sei dies auch ein „Alarmsignal“, mit Wasser sehr sparsam umzugehen. Denn auch die Grundwasserstände zeigen mancherorts unterdurchschnittliche Werte an. Diesen Entwicklungen kann derzeit nur mit Sparsamkeit entgegengewirkt werden, ist die Dezernatsleiterin überzeugt.

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