Gießen. Welche Rolle spielen Kommunen bei der Umsetzung des Schienengüterverkehrs und welche Möglichkeiten haben sie, um die Verlagerung von Gütern auf die Schiene zu unterstützen und zu steuern? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des jüngsten Netzwerktreffens Schienengüterverkehr Mittelhessen, das diesmal online stattfand. Zum inzwischen sechsten Mal brachte das Regierungspräsidium Gießen Akteure aus verschiedenen Bereichen – von Kommunen über Unternehmen bis hin zu Wirtschaftsförderern – zusammen, um Antworten auf offene Fragen zu liefern und die Beteiligten zu vernetzen.
Die Verlagerung von Güterverkehren auf die Schiene ist nicht nur eine unternehmerische Entscheidung. Auch Städten und Gemeinden kommt als Anbietern von Flächen eine entscheidende Rolle zu. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sie das örtliche Verkehrsaufkommen steuern und damit eine ökologische Mobilitätswende beeinflussen und unterstützen können.
Der Regionale Schienencoach des Regierungspräsidiums Gießen, Jonas Goebel, sowie Marian Zachow, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Marburg-Biedenkopf und ebenfalls Koordinator der Veranstaltungsreihe, warteten mit einigen Informationen auf. Sie berichteten über die Möglichkeiten, die das Baugesetzbuch den Kommunen eröffnet, um die Verkehrswende auf der lokalen Ebene zu unterstützen. So müsse ein Gewerbegebiet nicht zwangsläufig nur über die Straße an die übergeordnete Verkehrsinfrastruktur angeschlossen werden. Beispielsweise könnte ein Gleisanschluss Bestandteil eines Bebauungsplans werden und somit in den Abwägungsprozess des Trägers der Fachplanung, bei der Schiene in den meisten Fällen die Deutsche Bahn AG, einfließen.
Praxisbeispiel aus Borken (Hessen)
Bürgermeister Marcèl Pritsch und sein Team aus Borken (Hessen) im Schwalm-Eder-Kreis gaben bei der Online-Veranstaltung einen Einblick in die Praxis einer Kommune, die Schieneninfrastruktur betreibt. Im Fall der Stadt Borken (Hessen) ist es ein Industriestammgleis im Industriepark „Am Kraftwerk“, der auf ehemaliger landwirtschaftlicher Fläche unter Einbeziehung eines ehemaligen Kraftwerksgeländes entstanden ist. Der frühere Gleisanschluss des Kraftwerks wurde 1998 von den Stadtwerken Borken (Hessen) übernommen. Er stellt mittlerweile einen wichtigen Bestandteil der verkehrlichen Erschließung des Industrieparks „Am Kraftwerk“ dar. Bürgermeister Pritsch und seine Kollegen informierten über ihre Erfahrungen und die damit zusammenhängenden Kosten und beantworteten die vielfältigen Fragen aus dem Netzwerk.
In diesem Jahr wird es ein weiteres Netzwerktreffen am 19. November geben. Weitere Interessierte sind herzlich willkommen. Wer Teil des Netzwerks werden und in den Verteiler aufgenommen werden möchte, kann sich an Jonas Goebel (jonas.goebel@rpgi.hessen.de, 0641 303 2420) wenden.