Gießen/Romrod. Zu einer klimaverträglichen Landwirtschaft gehört eine regionale Tierhaltung, die im Rahmen lokaler Nährstoffkreisläufe und kurzer Transportwege eine nachhaltige Fleischproduktion ermöglicht. Dabei wird die gesellschaftliche Akzeptanz der Tierhaltung zukünftig noch stärker von der Umsetzung zeitgemäßer Tierwohlstandards abhängen. Wie sieht die Zukunft der Schweinehaltung in Hessen aus? Der Direktor des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) Andreas Sandhäger und Gießens Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich erörterten diese Frage bei Familie Kornmann aus Romrod-Zell, die eine der modernsten Stallanlagen für Ferkelaufzucht betreibt. „Unsere hessischen Betriebe sind vor die Herausforderung gestellt, Lebensmittel so zu produzieren, dass sie den gestiegenen Bedürfnissen der Konsumenten in Qualität und Preis entsprechen und ihnen zugleich ein Auskommen ermöglichen“, betont LLH-Direktor Sandhäger. „Viele Ferkelerzeuger haben zuletzt ihre Tierhaltung aufgegeben. Ohne diese ist eine lokale Fleischerzeugung jedoch nicht möglich. Wenn sich die aktuelle Entwicklung fortsetzt, könnte Hessen möglicherweise bald schweinefrei sein.“
Platz für 2.000 Ferkel
Der in 4. Generation geführte landwirtschaftliche Betrieb der Familie Kornmann ist einer von inzwischen nur noch 480 schweinehaltenden Betrieben in Hessen. Bei Andreas und Katharina Kornmann liegt der Schwerpunkt auf der Ferkelproduktion mit 500 Zuchtsauen und Platz für 2.000 Ferkel. Rund 450 Tiere mästet der Betrieb selbst. Ende 2021 bezog die Familie einen neuen Abferkel-Stall, in dem die Schweine nach hohen Tierwohlstandards gehalten werden. Mit Blick auf die rund eine Million Euro teure Investition bemängelt Andreas Kornmann die fehlende Planungssicherheit: „Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Anforderungen an einen Stall sollten zumindest den Abschreibungszeitraum berücksichtigen.“
Schweinehaltende Betriebe sind derzeit mit einer Vielzahl an Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert. In diesem wirtschaftlichen Umfeld entschließen sich zunehmend Betriebe ihre Viehhaltung aufzugeben.