Gießen. „Europa sollte uns allen sehr am Herzen liegen“, sagt Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich zu den 14 Auszubildenden sowie Anwärterinnen und Anwärtern des Regierungspräsidiums (RP) Gießen. Allzu oft werde die Arbeit der Europäischen Union mit überbordender Bürokratie und Regulierung verkürzt umschrieben. „Das verkennt aber, wie sehr Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Deutschland auf das Engste verbunden ist mit den Errungenschaften der politischen Zusammenarbeit in Europa.“
Organisiert vom EU-Informationszentrum im RP Gießen waren die Auszubildenden des ersten Lehrjahres sowie die Studierenden im Fach Public Administration eingeladen zu einem ganztägigen Seminar unter dem Titel „Wer regiert die EU? Eine Frage der Demokratie“. Vier ehrenamtliche Teamer der europaweiten NGO „Junge Europäische Föderalisten“ (JEF) hatten es sich an diesem Tag zur Aufgabe gemacht, den jungen Menschen das Thema Europa und den institutionellen Aufbau der Europäischen Union näher zu bringen.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Das Seminar ist Teil des seit 2015 bei den Jungen Europäischen Föderalisten Hessen bestehenden Projektes „1040 Berlaymont”, das von der Europaabteilung der hessischen Staatskanzlei finanziell gefördert wird. Dazu bietet die JEF Hessen kostenfreie interaktive Seminare und Planspiele zu europapolitischen Themen an. Das Angebot setzt auf die aktive Einbeziehung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und zeichnet sich durch abwechslungsreiche Methoden aus. So sollte die Gruppe etwa in einem „Institutionenpuzzle“ den Organen der Bundesrepublik Deutschland und der EU Begriffe wie „Richtlinienkompetenz“ und „Initiativrecht“ zuordnen. Schnell wurde dabei deutlich, welche Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede, in den Strukturen und Arbeitsabläufen bestehen. Auf interaktive Weise erkundeten die jungen RP-Bediensteten die europäischen Institutionen und überlegten letztendlich, wie es mit der Demokratie, dem demokratischen Aufbau der EU ausschaut. Dabei wurden viele Fragen erläutert: Wie ist die Macht zwischen den verschiedenen Institutionen verteilt? Wer regiert eigentlich die EU? Lässt sich diese Frage überhaupt eindeutig beantworten? Und wenn nein, was bedeutet das für die demokratische Legitimation der EU? Wie kann man nationale Denkmuster aufbrechen und junge Menschen dazu anregen, über die eigene europäische Identität nachzudenken?