Blick auf ein Moor im Burgwald

Regierungspräsidium Gießen

Wichtig für den Klimaschutz

Regierungspräsidium Gießen informiert über besonders geschützte Biotope – In Teil 2 geht es um Moore und Sümpfe

Gießen. Früher war es üblich, landwirtschaftliche Flächen trockenzulegen, Quellen einzufassen oder Moore für den Torfabbau zu entwässern. Inzwischen ist unbestritten: Moore und Sümpfe sind wichtig für den Klimaschutz. Es gibt sie auch in Mittelhessen, beispielsweise das Schweinsberger Moor im Landkreis Marburg-Biedenkopf, das Rückershäuser Moor im Landkreis Limburg-Weilburg und verschiedene Moore im Burgwald. Doch woran sind sie zu erkennen? Welche Pflanzen wachsen hier? Welche Tiere sind heimisch? Antworten auf diese Fragen hat Stefanie Specht vom Dezernat für Schutzgebiete des Regierungspräsidiums Gießen.

„Moore müssen sich in einem natürlichen oder naturnahen Zustand befinden. Dabei wird zwischen dem Hochmoor, das durch Regenwasser gespeist wird, und dem vom Grundwasser beeinflussten Niedermoor unterschieden. Zusätzlich gibt es das Übergangsmoor, das sich im Stadium dazwischen befindet.“ Auch Moorwälder mit Bäumen wie zum Beispiel der Birke oder der Waldkiefer unterliegen dem Schutzstatus. Sümpfe finden sich auf mineralischen bis torfigen Nassböden und zeichnen sich durch Oberflächen-, Quell- oder hochstehendes Grundwasser aus.

Weitere moor- und sumpfähnliche Lebensräume sind ebenfalls geschützt. Im Einzelnen sind dies Röhrichte, also hochwüchsige Pflanzen am Ufer- oder Verlandungsbereich von Gewässern wie beispielsweise Schilf, seggen- und binsenreiche Nasswiesen mit vielen Süß- oder Sauergräsern und Großseggenriede. Quellbereiche, also von austretendem Grundwasser geprägte Lebensräume, und Binnensalzstellen, die von Salzquellen geprägt sind, sind ebenfalls nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt. Ein Beispiel für Letzteres ist das Naturschutzgebiet „Salzwiesen bei Münzenberg“.

Wollgras wird bis zu 60 Zentimeter hoch

„Moore können extrem gut und viel Kohlenstoff speichern, weshalb mit Blick auf den Klimaschutz das Ziel sein sollte, möglichst viele Moore wieder zu vernässen. Denn werden Moore zerstört, zum Beispiel durch Entwässerung und Torfabbau, wird dabei das klimaschädliche CO2 freigesetzt. Dadurch sind viele dieser schützenswerten und häufig sehr seltenen Lebensräume bedroht“, sagt Franziska Bopf vom RP-Dezernat für Artenschutz. Hinzu kommen die negativen Auswirkungen des Klimawandels. Folglich sind die dort lebenden Tier- und Pflanzenarten wegen der veränderten Lebensbedingungen gefährdet. Zu den sogenannten „Klimaverlierer-Arten“, die in und an den besonders geschützten Mooren und Sümpfen vorkommen können, zählen unter anderem der Sumpf-Löwenzahn, das Pyrenäen-Löffelkraut, die Arktische Smaragd- und die Schwarze Heidelibelle. Die Vogelarten Sumpfohreule, Bekassine und Braunkehlchen fühlen sich dort ebenso wohl wie das Moor-Wollgras, auch unter dem Namen Scheiden-Wollgras bekannt. Es kann eine Wuchshöhe von zehn bis 60 Zentimeter erreichen.

Das Wollgras ist fast überall in Europa, Nordamerika sowie in Asien verbreitet. In Deutschland wächst es auf renaturierten Flächen, deren natürlicher Zustand wiederhergestellt wurde sowie in Hochmooren, teilweise auch in Übergangsmooren. Am liebsten wächst es auf nassen sauren und nährstoffarmen Moorböden, aber es ist auch in Moor-, Kiefern- und Birkenbruchwäldern zu finden. Durch sein großes Vorkommen trägt es gemeinsam mit anderen Torfmoosen zur Torfbildung bei. Außerdem stellt es eine wichtige Nahrungsquelle für Insekten, Vögel und Säugetiere in Mooren dar. „Wenn es im Frühjahr im April und Mai blüht, bilden sich auffällige weiße und sehr flauschige Wollbüschel, die charakteristisch und typisch für das Wollgras sind. Genau genommen handelt es sich dabei um Blütenhüllfäden, die sich um die Blüten und Früchte bilden“, weiß Expertin Franziska Bopf. Es wird als gefährdet angesehen – und profitiert wie andere Pflanzen- und Tierarten vom Schutzstatus seines Lebensraums, der ihm durch den Paragrafen 30 des Bundesnaturschutzgesetzes zugesichert wird.

Die Serie

Sie werden als unnütz angesehen, manchmal zerstört und kaum jemand (er)kennt sie: die Biotope (= Lebensräume), die nach Paragraf 30 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt sind – auch ohne offizielle Beschilderung. Es gibt sie natürlich auch in Mittelhessen. Dazu zählen beispielsweise Streuobstwiesen, Moore und magere, artenreiche Mähwiesen. Das Regierungspräsidium Gießen als Obere Naturschutzbehörde trägt zu ihrem Schutz bei und macht mit einer kleinen Serie auf diese wichtigen Lebensräume für viele verschiedene, auch seltene Tiere und Pflanzen aufmerksam. Denn: Nur was wir kennen, können wir lieben und schützen.

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Oliver Keßler

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