Bianka Lauer

Interview mit Bianka Lauer über das Referendariat Landespflege

Eine Zusatzausbildung, die viele Wege eröffnen kann: Das Referendariat Landespflege für Hochschulabsolventinnen und -absolventen der Fachrichtung Naturschutz/Landespflege dient dazu, das auf der Hochschule erworbene Wissen in der Naturschutzpraxis anzuwenden und Kenntnisse in den Gebieten Verwaltung, Recht, Planung, Betrieb und Führungsaufgaben zu vermitteln.

Welche beruflichen Wege möglich sind, dazu haben wir unsere Mitarbeiter befragt, die ein Referendariat Landespflege absolviert haben. Sie geben einen Einblick in ihre Laufbahn, in ihre tägliche Arbeit und die spannenden Aufgaben, die dort warten.

Zur Person:

Bianka Lauer ist stellvertretende Leiterin im Dezernat 53.3 Naturschutz III (Schutzgebiete, Landschaftspflege und -entwicklung) beim Regierungspräsidium (RP) Gießen. Sie hat Naturschutz- und Landschaftsplanung in Bernburg/Saale studiert und mit einem Master abgeschlossen. Ihre berufliche Zukunft sieht sie früh in einer Behörde, in einem Amt, weil hier mitgestalten kann. Sie hat dann die Ausschreibung für das Landespflege Referendariat gesehen und sich beworben. Nach ihrem abgeschlossenen Referendariat beim RP Gießen war sie zunächst im Dezernat 53.1 Forsten und Naturschutz I (Forsten, Eingriffs- und Ausgleichsregelung, Umweltfolgenabschätzung) beschäftigt. Nach einer Babypause ist sie in das Dezernat 53.3 gegangen. Dort war sie zunächst Dezernentin. Seit Mai 2022 ist sie stellvertretende Dezernatsleiterin.

Welche Voraussetzungen/Fähigkeiten sollte man als Bewerber erfüllen?

Neben den fachlichen Voraussetzungen ist es wichtig, sehr kommunikativ zu sein. Ob innerhalb der Behörde oder im Austausch mit den Bürgern - dies ist eine zentrale Komponente in unserer Arbeit. Ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz sollte vorhanden sein. Im Naturschutz gibt es mitunter auch Rückschläge mit denen man umgehen muss.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus?

Einen typischen Arbeitstag gibt es nicht. Standardmäßig würde es so ablaufen, dass man ins Büro kommt und seine Emails checkt, für fachliche Fragen mit den Kollegen zur Verfügung steht. Dann gehört auf der Führungsebene ein Austausch mit dem Dezernatsleiter dazu. Ab diesem Zeitpunkt kommen immer unvorhergesehen Dinge herein. Es gibt ruhige Tage, an denen man seine Aufgaben abarbeiten kann. Es können aber auch Aufträge erfolgen, die noch bis zum Dienstschluss am gleichen Tag erledigt sein müssen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn eine aktuelle Presseanfrage beantwortet werden muss. Es ist eine sehr abwechslungsreiche Aufgabe.

Was ist das Spannende an ihrer Aufgabe?

Es ist spannend im Naturschutz zu arbeiten, weil es nie gleich ist. Das, was die Spannung und den Beruf ausmachen, ist, dass man sich einbringen und mitgestalten kann. In meiner Position manage ich Schutzgebiete und ich kann sehr viel im Gebietsschutz mitentscheiden. Ich kann entscheiden, welche Ausschreibungen gemacht werden, ich kann Gutachten vergeben oder Maßnahmen zum Erhalt von Lebensräumen beauftragen. Das heißt, man kann die Schutzgebiete, für die man zuständig ist, in gewisser Weise in ihrer Entwicklung lenken. Man weiß dann, man hat hinterher ein gutes Ergebnis dafür erzielt.

Die Natur für nachkommende Generationen zu erhalten, das ist ganz toll. Das ist auch das, was ich meinen Kindern von meiner Arbeit erzähle.

Bianka Lauer stellvertretende Leiterin im Dezernat 53.3 Naturschutz III

Was ist ihre persönliche Motivation?

Ich habe nicht ohne Grund Naturschutz studiert. Ich habe eine gewisse Grundeinstellung dafür, dass man Natur schützen und erhalten möchte. Das geht aber nur in einem rechtlich-gesetzlichen Rahmen. Die Natur für nachkommende Generationen zu erhalten, das ist ganz toll. Das ist auch das, was ich meinen Kindern von meiner Arbeit erzähle. Die finden das total klasse.

Was sind die großen Herausforderungen in diesem Feld?

Im Naturschutz muss man viel moderieren und mit verschiedenen Nutzergruppen kommunizieren. Naturschutz ist kein Selbstzweck und man kann es nicht von jedem verlangen. Es ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die wir übernehmen. Und wir brauchen ganze viele Nutzergruppen dafür. Für den Naturschutz benötigen wir Fläche. Und die besitzen meistens Landwirte, Waldbesitzer, Tierhalter oder staatliche Institutionen. Naturschutz basiert im Land Hessen auf Freiwilligkeit. Wir müssen die Nutzer davon überzeugen freiwillig bei unseren Maßnahmen mitzumachen.  Das können wir nur, wenn wir sie überzeugen. Dort können auch Konfliktsituationen entstehen. Doch wir versuchen, nicht gleich mit der Gesetzeskeule zu kommen, sondern bieten eine Zusammenarbeit an. Da ist ganz viel Kommunikation und Austausch gefragt. Alle Nutzergruppen unter einen Hut zu bekommen, ist eine der Herausforderungen.

Welche Möglichkeiten hat Ihnen ihre Ausbildung eröffnet?

Das Referendariat ist der Türöffner für den höheren Dienst in einer Behörde. Es bietet die Möglichkeit Verantwortung zu übernehmen. Ich finde das sehr toll, dass die Kollegen auf mich zukommen und ich meine Expertise einbringen kann. Ohne das Referendariat wäre ich nicht in diese Ebene gekommen.